: Nicht nur der Mercedes-Stern strahlt
Zum Auftakt der Internationalen Automobilausstellung geben sich Hersteller optimistisch. Inlandsumsatz legt wieder zu. Umweltverbände und Politiker kritisieren Trend zu Leistung und Luxus sowie zu hohen Kraftstoffverbrauch
FRANKFURT taz/afp ■ Überall Events, Schnittchen, Pressekonferenzen am laufenden Band und strahlende Laune. Die Autohersteller gaben sich gestern zum Auftakt der morgen beginnenden Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt am Main vorwiegend optimistisch. Der in den letzten Jahren rückläufige Inlandsumsatz stagniere stabil und sei im August gar wieder angestiegen.
Audi meldet trotz Wirtschaftsflaute mit weltweit 700.000 Auslieferungen ein Rekordjahr, „das bisher erfolgreichste der Unternehmensgeschichte“. DaimlerChrysler stilisiert den Stern von Mercedes-Benz auf seinem 12.000 Quadratmeter großen Stand zum Erfolgssymbol, das, so Vorstandsmitglied Jürgen Hubbert, in der 115-jährigen Firmengeschichte „noch nie heller“ geglänzt habe. Er meldete für die neue C-Klasse auf dem deutschen Markt ein Umsatzplus von fünf, weltweit von elf Prozent gegenüber dem Jahr 2000. Mercedes setzt wie die meisten Autobauer noch immer auf geringeren Energieverbrauch durch leichtere Autos mit viel Aluminium. Außerdem wirbt die Branche mit Elektronik im Auto: Vom Internetanschluss über Umleitungsempfehlungen bei Staus bis zum automatischen Notruf bei Unfall ist alles eingebaut.
Dennoch bleibt der Treibstoffverbrauch zentrales Thema, weniger zum Wohle der Umwelt als wegen der hohen Benzinpreise. Der Verband der Automobilhersteller (VDA) nannte 140 Autotypen, die weniger als sechs Liter auf 100 Kilometer verbrauchen. Letztes Jahr hätten, so der VDA, die Wagen schon 18 Prozent weniger Kraftstoff benötigt als 1990. Damit sei es wahrscheinlich, dass die zugesagte freiwillige Drosselung von 25 Prozent bis 2005 erreicht werde.
Umweltverbände und Politiker kritisierten die Automobilindustrie dennoch. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) nannte die IAA „eine rückwärtsgewandte PS-Messe“. Der VCD verlangte den Einbau von Partikelfiltern in Diesel-Modelle und europaweite Obergrenzen für den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxyd. VCD-Experte Gerd Lottsiepen: „Deutsche Autobauer protzen wie gehabt mit immer mehr Leistung und Luxus.“ Michael Müller, Vizevorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, drohte mit einer gesetzlichen Regelung.
Währenddessen teilte das Statistische Bundesamt mit, dass die Zahl der Autos auf deutschen Straßen trotz der Umsatzrückgänge weiter ansteige. Am 1. Juli 2001 waren 53 Millionen Pkws zugelassen. HEIDE PLATEN
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