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„Immer sehr stark“

Jacques Rogge, oberster Olympier, hätte nichts gegen eine deutsche Bewerbung um die Sommerspiele 2012

BERLIN dpa ■ IOC-Präsident Jacques Rogge rechnet mit einer deutschen Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2012. Dies erklärte er am Samstag zum Abschluss seines Besuchs in Berlin. Hier hatte sich der Chef des Internationalen Olympischen Komitees zuvor mit dem Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Walther Tröger und Bundesinnenminister Otto Schily getroffen. Am Vorabend nahm er an der Gala des Internationalen Volleyball-Verbandes anlässlich der in Deutschland stattfindenden Frauen-WM 2002 teil.

Bewerbung fix

Das NOK will am 3. November auf seiner Mitgliederversammlung in Hamburg über eine deutsche Bewerbung entscheiden. Tröger ließ gegenüber Rogge aber offenbar durchblicken, dass fest mit der Zustimmung für eine Kandidatur gerechnet werden kann. „Natürlich“ gehe er von einer deutschen Bewerbung aus, sagte Rogge: „Und eine deutsche Kandidatur ist immer stark.“ Tröger erklärte lediglich, es sei über dieses Thema gesprochen worden: „Alles andere kommt nach dem 3. November.“

Auch bei der Unterredung mit Schily dürfte dieser Aspekt eine Rolle gespielt haben. Das Bundesinnenministerium (BMI) verweigerte unter Hinweis auf die Vertraulichkeit des Treffens aber jegliche Angaben. Allerdings relativierte Rogge die deutschen Chancen mit Hinweis auf die internationalen Konkurrenten, zu denen auch New York zählt. Nach den Terroranschlägen sei der Sport eine „wunderbare Antwort auf das, was wir gesehen haben“, so der IOC-Präsident. „Ich glaube, dass die Spiele eine Antwort auf Gewalt sind, sie sollten nicht Opfer der Gewalt sein“, fügte er in einem Interview der „ARD-Sportschau“ hinzu, schloss dort aber aus, dass New York die Spiele 2012 als Geste des Mitgefühls zugesprochen bekommen könnte: „Die Spiele werden der Stadt verliehen, die die bestmöglichen Voraussetzungen bietet. Das Internationale Olympische Komitee ist nicht dazu da, politische Signale auszusenden.“

Die potenziellen deutschen Bewerber wollen auch keineswegs zu Gunsten New Yorks verzichten. Während Stuttgart, Frankfurt (Main), Leipzig, Düsseldorf und Hamburg einen Anlauf starten, gilt eine erneute Kandidatur Berlins für 2012 derzeit als wenig wahrscheinlich. „Wir träumen von Olympia, vor allem aber von einer erfolgreichen Bewerbung“, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und spielte damit auf das Debakel beim Bemühen um die Sommerspiele 2000 an.

„Träumen von Olympia“

„Ich bin dafür, dass sich Berlin bewirbt, ob 2012 oder 2016 müssen wir eruieren“, fügte er hinzu. Wowereit gilt jedoch als Befürworter einer langfristigen Bewerbung der Hauptstadt. In einer Umfrage vor der Abgeordnetenhauswahl hatten sich jüngst nur die Spitzenkandidaten von CDU und FDP, Frank Steffel und Ex-Wirtschaftsminister Günter Rexrodt, für eine sofortige Kandidatur stark gemacht.

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