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Mein Freund, der TerroristWash World Trade Center

Westafrika: Mit bunten Postern vom dritten Weltkrieg erklärt Nigeria dem Volk den Kampf zwischen Bush und Bin Laden. Von den eigenen Konflikten ist dabei keine Rede

COTONOU taz ■ Letzte Woche verkaufte mir ein Straßenhändler ein Poster. Zuerst wollte er 500 CFA-Franc (1,50 Mark). Bevor die Ampel auf Rot sprang, sank der Preis auf 60 Pfennig.

Groß steht auf dem aus Nigeria ins benachbarte Benin eingeführten Plakat „Disaster in America“ – passend in den Farben der US-Flagge, die auch die eine Seite flankiert. Auf der anderen stehen die Flaggen von Israel und Libanon – es muss nicht immer alles stimmig sein, was auf diesen schnell gedruckten Dingern steht. Auch die Kalendermonate für 2002 stehen drauf.

Die Hauptsache auf dem Wandkalender ist eine Serie von Farbfotos mit Untertiteln: „Präsident Bush schwört Vergeltung“, „Bürger rennen um ihr Leben“. Eine Bildunterschrift bleibt bizarr: „Amerikas Wash World Trade Center zerstört“. Die Mitte des Bildes nimmt ein Foto von Lower Manhattan ein. Ein Sonnenuntergang tüncht die Twin Towers in sanftes rötliches Licht – vielleicht ist es auch nur der schlechte Druck. Zwei mit Buntstift gezeichnete Passagierflugzeuge kommen übereinander angeflogen. Daneben steht: „3. Weltkrieg kurz vor Beginn“ und „Nostadonus hat es vor 2.000 Jahren vorhergesagt“. Es müsste natürlich Nostradamus heißen, und vor so langer Zeit lebte der nicht.

Dann gibt es ein Foto einer Wandmalerei mit der Unterschrift „Portrait eines Welt-Terroristen“. Zu sehen ist nicht Bin Laden, sondern Ajatollah Khomenei. Ein weiteres Foto heißt „Palästinensische Jugendliche jubeln nach den Attacken“. Nicht zur Sprache kommt, dass um den 11. September herum mehr Menschen im Zuge religiöser Unruhen in Nigeria starben als bei den Anschlägen in den USA.

Auch in anderen Teilen Westafrikas treibt die Sympathie für Bin Laden eigenartige Blüten. In Liberia unter Präsident Charles Taylor, ein Feind der USA, sind Poster von Bin Laden ein großer Verkaufsschlager, was Taylor peinlich ist – er ließ den Verkauf verbieten. Islamisten in Ländern wie Niger schimpfen über die Jagd auf Bin Laden. Abgesehen davon ist die öffentliche Meinung klar gegen Terror. Gestern Abend war in einem libanesischem Restaurant von Cotonou Bin Laden ausführlich auf dem arabischen TV-Sender Al-Jazeera zu sehen. Der afrikanische Kellner staunte: „Was für ein kranker Mann.“ HAKEEM JIMO

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