: Platz da – für den Freimarkt
■ Am Freitag wird die Sperrstunde aufgehoben: Die „5. Jahreszeit“ beginnt. Die Polizei sieht kein Sicherheitsrisiko. Schausteller klagen über Mangel an Platz
„Der Freimarkt hat nicht mehr die Qualität, die er einmal hatte“, klagt Karl-Heinz Fehrensen vom Schaustellerverband des Landes Bremen. Seit dem Bau der Messehalle VII ist die freie Fläche auf der Bürgerweide auf 100.000 Quadratmeter geschrumpft. Zu wenig, finden die 332 Schausteller, die dieses Jahr ihre Wohnwägen nicht mehr direkt neben ihren Ständen und Fahrgeschäften aufbauen können. Sie fürchten zudem, dass das Gelände noch kleiner wird. Fehrensen: „Hoffentlich gibt es keine weitere Halle.“
Diese Sorge scheint unberechtigt zu sein. Denn gestern stimmte die Baudeputation dem Vorschlag von Senatorin Christine Wischer (SPD) zu, in einem Bebauungsplan die derzeitige freie Fläche auch juris-tisch festzuschreiben. Zwar hatte die Bürgerschaft bereits 1999 beschlossen, die jetzigen zehn Hektar Freifläche zu garantieren. Den weitergehenden Antrag der Grünen, das durch einem Bebauungsplan abzusichern, lehnte die Koalition auf Drängen der CDU damals jedoch ab. Carsten Sieling, baupolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, begrüßt den jüngs-ten Sinneswandel des Koalitionspartners: „Ich bin froh, dass die Hängepartie zu Ende ist.“
Der 966. Freimarkt beginnt am Freitag um 18 Uhr. Im Gegensatz zu München, wo wegen der Anschläge in den USA das Oktoberfest dieses Jahr ohne „ozapft is“ begann, lässt man sich in Bremen die Feierlaune nicht verderben. „Wir stechen an.“, verkündet Carl-Hans Röhrßen, Geschäftsführer der AG Bremer Märkte, und beruft sich dabei auf den Kulturattaché der US-Botschaft in Berlin. Dieser habe zum Ausdruck gebracht, dass die USA Wert auf „Normalität“ legten. Die Schausteller auf dem Freimarkt erwarten auch in diesem Jahr mehr als drei Millionen BesucherInnen.
Innensenator Kuno Böse (CDU) sieht für den Jahrmarkt „zurzeit keine Gefährdungssituation“ gegeben. Die Polizei, so ihr Sprecher Uwe Hoffmann, habe „keinerlei Erkenntnisse“ zu eventuell geplanten Attentaten. Trotzdem sind dieses Jahr mehr Beamte im Einsatz. Mit „sichtbarer Präsenz“ will die Polizei „das Sicherheitsgefühl der Marktbesucher und Schausteller stärken, ohne zu viel zu stören“.
Wie Röhrßen betont, ist der Freimarkt auch ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt. Einer Studie des Deutschen Schaustellerbundes zufolge geben die 170 Millionen Volksfestbesucher in Deutschland jedes Jahr knapp acht Milliarden Mark aus; allein für die Zeit des Bremer Freimarktes gibt es bereits mehr als 10.000 Hotelbuchungen.
Damit die Mark auch in diesem Jahr kräfig rollt, dürfen die Geschäfte in Bremen am Samstag bis 18 Uhr geöffnet bleiben. Für die gesamten 17 Tage des Freimarktes ist zudem in der ganzen Stadt die Sperrstunde aufgehoben.
Armin Simon
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