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unterm strich

Heute beginnen die Bauarbeiten für das Holocaust-Mahnmal in Berlin. Es soll bis zum Jahr 2004 fertig gestellt sein. Nach Plänen des amerikanischen Architekten Peter Eisenman entsteht ein Feld aus 2.700 Betonstelen südlich des Brandenburger Tors. Die Gesamtkosten des Projekts, zu dem auch ein unterirdischer „Ort der Information“ als Dokumentationszentrum gehört, werden auf 50 Millionen Mark veranschlagt. Zunächst wird auf dem 19.000 qm großen Gelände mit Räumungsarbeiten begonnen, bei denen auch nach möglicher Kriegsmunition gesucht wird. An dieser Stelle in unmittelbarer Nähe zur einstigen Reichskanzlei fanden im Frühjahr 1945 noch schwere Kämpfe um Berlin statt.

Die Errichtung des Denkmals geht letztendlich auf einen Beschluss des Bundestages vom 25. Juni 1999 zurück. Dabei wurde ausdrücklich die Einbindung in das neu entstandene Parlaments- und Regierungsviertel als Bekenntnis der Deutschen zur historischen Verantwortung betont. Im Bundestagsbeschluss heißt es, das Denkmal solle „die Erinnerung an ein unvorstellbares Geschehen der deutschen Geschichte wach halten und alle künftigen Generationen mahnen, die Menschenrechte nie wieder anzutasten, stets den demokratischen Rechtsstaat zu verteidigen, die Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz zu wahren und jeder Diktatur und Gewaltherrschaft zu widerstehen“. Bei so viel Verfassungspatriotismus könnte man fast vergessen, dass das Mahnmal nicht den Deutschen, sondern den getöten Juden gewidmet ist.

Reinhold Cassirer, der deutschstämmige Ehemann der südafrikanischen Literatur-Nobelpreisträgerin Nadine Gordimer, ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Nach Angaben südafrikanischer Sonntagszeitungen starb der international angesehene Kunsthändler bereits in der vergangenen Woche. Der am 12. März 1908 in Berlin geborene Reinhold Cassirer entstammte einer deutschen Industriellenfamilie, deren Kabelunternehmen von den Nazis konfisziert und später in den Siemens-Konzern integriert worden war.

Vor seiner Emigration nach Südafrika gelang es ihm, einen Großteil der Kunstsammlung seines Vaters Paul Cassirer ins Ausland zu bringen. Nach einer ersten Anstellung im Bergbau wandte er sich dem Kunsthandel zu. Er leitete den Ableger des britischen Auktionshauses Sotheby's und begann 1980 mit einer eigenen Kunstgalerie sowie der Förderung südafrikanischer Künstler wie William Kentridge, Karel Nel, Gerard Sekoto oder Deborah Bell. Mit der Schriftstellerin Nadine Gordimer war er seit 1954 verheiratet.

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