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In der Polizei brodelt es

Ranghohe Polizeibeamte fühlen sich von Gewerkschaftsboss Schönberg verunglimpft

Nachdem er in einem Zeitungsartikel mit der Führung der Hauptstadtpolizei abgerechnet hat, ist der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Eberhard Schönberg, für die Elite der Berliner Polizei gestorben. Mit „Empörung“ und „Verabscheuung“ habe man den „in seiner Diktion nicht mehr zu überbietenden Artikel“ zur Kenntnis genommen, erklären ranghohe Polizeibeamte auf der Website der Polizei. Die GdP sei aufgefordert, „unverzüglich alle satzungsrechtlichen Maßnahmen zu nutzen, um einen neuen Landesvorsitzenden einzusetzen“.

Der Artikel des GdP-Vorsitzenden war am 25. Oktober in der Zeit erschienen, just als Polizeipräsident Hagen Saberschinsky in den Ruhestand verabschiedet wurde. Saberschinsky habe nicht nur mit seinem autokratischen Führungsstil und seinem gestörtem Verhältnis zur Presse Spuren hinterlassen, schreibt Schönberg. In der Behörde niste eine Klima der Angst, die Beamten würden gegängelt und schikaniert. Führungskräfte müssten einander ständig die Meinung des Polizeipräsidenten vorbeten. Es herrsche ein Klima der Anpassung und des vorauseilenden Gehorsams.

Nicht nur in der Polizeiführung, auch bei Hauptkommissaren „brodelt es mächtig-gewaltig“, erfuhr die taz aus gut unterrichten Kreisen. Schönberg wird verübelt, dass er Saberschinsky nachgekartet habe. „Das tut man nicht, egal wie man zu ihm steht.“ Mindestens genauso verärgert ist man darüber, dass die Hauptstadtpolizei als „eine Ansammlung von uniformierten Duckmäusern“ hingestellt wird.

Nach taz-Informationen ist der Artikel auch innerhalb der GdP umstritten. GdP-Sprecher Klaus Eisenreich bestreitet dies. „Diskussionen“ seien aber willkommen. Schönberg habe nicht nachkarten, sondern die Notwendigkeit für eine Zeitenwende in der Polizei darstellen wollen, so Eisenreich. PLUTONIA PLARRE

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