vorlauf bühne: Esther Slevogt betrachtet dasTreiben auf Berlins Bühnen
Als am vergangen Samstag die Sophiensaele ihren fünften Geburtstag feierten, sah man im Partygewühl gelegentlich an Hemden und Pullovern bunte Buttons mit dem Wort „Boombar“ aufleuchten. Boombar heißt die neue Produktion von „Lubricat“ und nimmt Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ aufs Korn. Jahrelang blieb diese Botin der Schuld und des schlechten Gewissens den Menschen erspart und suchte im Deutschunterricht bloß unschuldige Schulkinder heim. Dann aber verbrannte zuerst das Geld am Neuen Markt, später stürzte das World Trade Center ein und nun fallen Bomben auf Afghanistan. Zeit für die alte Dame, endlich zurückzukehren (ab Donnerstag, 8. 11. Sophiensaele). Wer lieber in die Abgründe von „Reim und Zeit“ blickt, dem sei ein Robert Gernhardt-Abend am Donnerstag um 20.30 Uhr im BE allerwärmstens ans Herz gelegt. Wie kalt dagegen die Liebe das Leben macht, lehren uns die Inszenierungen von Michael Thalheimer, dessen smarte Reduce-to-the-max-Version von Lessings „Emilia Galotti“ zurzeit nicht nur Kritiker begeistert. Am Wochenende ist am Deutschen Theater Thalheimers Leipziger Inszenierung von Büchners „Leonce und Lena“ zu Gast. Weiterhin unbeirrt hält die Schaubühne an ihrem Vorhaben fest, sich als Genosse der Zeit fest an die Fersen zu heften. Mit Roland Schimmelpfennigs neuem Stück „Push Up 1–3“ geht es nun in eine neue Runde. „Globalisierung“ heißt das Stichwort. Dramatiker Roland Schimmelpfennig und Regisseur Tilo Werner werden schon dafür sorgen, dass nicht bloß warnend der Zeigefinger gehoben, sondern auch Theater gespielt wird. Am Berliner Ensemble wird an Einar Schleef erinnert, der an diesem Theater zwei seiner wichtigsten Arbeiten produzierte. Am Freitag gibt es auf der Probebühne eine Filmnacht, am Sonntag auf der großen Bühne eine Matinee.
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