eject: JUTTA HEESS über pressesprechende Enthusiasten
Ein Medien-Polit-Aktions-HipHop-Drama in einem Akt
Die Redaktionsräume einer kleinen Berliner Zeitung. Mann und Frau sitzen am Schreibtisch. Er tippt, sie denkt. Plötzlich klingelt das Telefon. Frau hebt ab. Zumindest den Hörer.
Frau: Ja, hallo, hier ist die Medienredaktion, womit kann ich ihnen helfen?
Männerstimme (freundlich): Hallo, hier ist Pxuminsflgsch (unverständlicher Name) vom Sender Krasfhsfeif (unverständlicher Sender). Ich wollte mal fragen, was man machen muss, um in ihre Programmleiste zu kommen.
Frau: (runzelt die Stirn und denkt: auf dem Tisch tanzen, das Haar herablassen, viel Geld bezahlen ...) Hm, leider haben wir nicht genug Platz, alle Programme zu berücksichtigen. Deshalb haben wir unsere Leser darüber abstimmen lassen, welche Sender sie haben wollen.
Männerstimme: (immer noch freundlich) Wir würden nämlich auch gerne bei ihnen im Programm stehen.
Frau: (etwas bestimmter) Ja, aber wir haben doch keinen Platz mehr. Dann müssten wir ja einen anderen Sender rauswerfen. Und außerdem haben unsere Leser entschieden.
Männerstimme: (immer noch genauso freundlich) Wieviele Programme haben sie denn in ihrer Leiste?
Frau: Ähhh, Moment, ich weiß es gerade nicht auswendig. (flüstert dem Kollegen zu:) Kannst du mal die Programme durchzählen?
Mann (zählt): Eins, zwei, drei, fünf, acht, zwölf, siebzehn, sechzehn. Sechzehn.
Frau: Sechzehn.
Männerstimme: (freundlich) Und gibt es gar keine Chance für uns, noch dazu zu kommen?
Frau: (dezent genervt) Von welchem Sender sind sie nochmal?
Männerstimme: (nennt den Namen eines kleinen süddeutschen Mitmach-Fernsehens)
Frau: Aha.
Männerstimme: (freundlich) Kann ich auch mal mit dem Ressortleiter sprechen?
Frau: Der ist in Urlaub. Aber sie können ja ... (kichert unterdrückt) ein Fax schicken. (kichert wieder). Das kommt ganz sicher an. (hält sich den Mund zu, beißt sich auf den gebogenen Zeigefinger)
Mann: (schlägt sich mit der flachen Hand auf die Stirn)
Männerstimme: Ja das ist eine gute Idee, das mache ich. Vielen Dank. Und auf Wiederhören.
Frau: Tschüss. (legt auf, guckt den Kollegen an und prustet raus)
Mann: (singt) Sechzehn! Sechzehn!
Frau: (rappt mit glockenheller Stimme auf den Punkt) Sü-ße sech-zehn Fern-seh-sen-der. Kei-ner mehr, keiner we-ni-ger (Beide machen High Five. Und ab).
Schnitt. Oder Vorhang.
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