: Sex in the City
Szene ließ das Sexualverhalten junger HamburgerInnen untersuchen: Die Langzeitbeziehung wird für tot erklärt ■ Von Peter Ahrens
Das wichtigste Ergebnis vorweg: „Das Sexualleben eines taz-Lesers unterscheidet sich nicht vom Sex eines Welt-Lesers. Es gibt keinen linken oder rechten Sex.“ Christoph Twickel, Chefredakteur des Stadtmagazins Szene sagt das, und er stützt sich dabei auf eine Untersuchung, die das Magazin bei dem Hamburger Markt- und Meinungsforschungsinstitut Dose.Hagel in Auftrag gegeben hat. Die MeinungsforscherInnen haben 700 HamburgerInnen im Alter zwischen 16 und 40 im ganzen Stadtgebiet befragt, und folgendes ist dabei herausgekommen:
Das erste Mal erlebten die Befragten durchschnittlich mit 16,6 Jahren, es gibt kaum Unterschiede zwischen Männern (16,6) und Frauen (16,7). Im abgefragten Alterszeitraum kommen HamburgerInnen im Schnitt auf 12 GeschlechtspartnerInnen (Männer 14,7, Frauen 10,0).
Bei den Sexualpraktiken liegt die Missionarsstellung (81 Prozent) unangefochten vorn, es folgen Reiterstellung (71 Prozent), Sex von hinten (62 Prozent) und schon an vierter Stelle Kuschelsex. SM, Lack und Leder, sowie Vorlieben wie Partnertausch und Gruppensex landen weit abgeschlagen im Hinterfeld. „In Hamburgs Schlafzimmern geht es vergleichsweise normal zu“, sagt Meinungsforscher Olaf Dose, und Twickel formuliert: „Guter Sex wird in Hamburg nicht mir Sexualakrobatik verwechselt.“
Gewünschte Praktiken sind vor allem Sex in der Öffentlichkeit (43 Prozent), dahinter Fesselspiele (17 Prozent), Partnertausch (14,9 Prozent). „Mit dem Sex an öffentlichen orten ist nicht der Quickie im Farhstuhl oder im Auto gemeint, sondern die romantische Waldlichtung “, sagt Dose.
Zur Häufigkeit von Sex: Immerhin 46 Prozent haben mehrmals wöchentlich Sex, 21 Prozent einmal in der Woche, aber 34 Prozent auch nur einmal monatlich oder seltener – das gilt selbst für 14 Prozent derjenigen, die in Partnerschaften leben. Gleichzeitig ist Single-Sein nicht gleichbedeutend mit Abstinenz. 44 Prozent von ihnen haben mindestens einmal wöchentlich Sex.
Die Ergebnisse zur Dauer der Beziehungen haben Meinungsforscher Olaf Dose am meisten überrascht. Nur ein Zwölftel der Befragten (8,4 Prozent) lebt in einer langdauernden Zweierbeziehung, die länger als acht Jahre währt. Bei der großen Mehrheit dagegen dauern Beziehungen im Schnitt zwei bis maximal zweieinhalb Jahre. „Wir erleben immer kürzere Beziehungen mit immer längeren Pausen“, sagt Dose. Was, so Twickel, auch mit dem Sex zusammenhängt: „Bevor es sexuell einschläft, gehen die Leute lieber auseinander.“ Die Erwartungen an eine Beziehung seien inzwischen so anspruchsvoll, dass man sie auflöse, wenn die Ansprüche nicht erfüllt würden.
Für 44 Prozent der Männer und 26 Prozent der Frauen gehört der Orgasmus fest zum Sex. Sie sagen, dass Sex ohne Höhepunkt nichts wert sei. 56 Prozent der Männer und 45 Prozent der Frauen sind der Meinung, Sex regelmäßig zu brauchen. Sex ohne Lust ist nur für acht Prozent der Frauen und für 12 Prozent der Männer in Ordnung. Einen One-Night-Stand hatten schon 59 Prozent der Befragten, 66 Prozent der Männer, 52 Prozent der Frauen.
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