dieser verdammte krieg (44):
WIGLAF DROSTE führt heute das Kriegstagebuch der taz.
Krieg im Sanitärbereich
Der schönste Krieg ist der Eigenkrieg, und die Grünen haben ihn jetzt endlich: ihren ganz persönlichen Krieg. Während US-amerikanische und britische Truppen zunächst Krieg gegen Ussama bin Laden führten und später, als das nicht so klappte, dann gegen die ihn versteckenden Taliban, haben die Grünen im Nachhinein ein höheres Kriegsziel entdeckt: die Befreiung der islamischen Frau.
Der Krieg der Grünen ist ein guter Krieg, so haben sie’s beschlossen. Ihre Verbündeten vor Ort, die feinfühligen Feministen von der Nordallianz, sind keine miesen Mullahs – sie sind sublime Muslime.
Die Ankunft grüner Frauenbefreiungskommandos in Afghanistan steht unmittelbar bevor. Claudia Roth zieht noch einmal ihre Bayreuther Kriegsgarderobe an und legt Ton Steine Scherben auf, „Die letzte Schlacht gewinnen wir!“. Aber Obacht, Kriegsreporter: Wer Claudia Roth so fotografiert und abbildet, wie sie sich selbst ganz freiwillig ausstaffiert, wird von den Grünen als Sexist nach Kriegsrecht behandelt.
Wo immer Grüne beisammen sind, wird vom Baum der Erkenntnis gefuttert. Der Abgeordnete Karl Wilhelm Koch warnte in Rostock vor „jeder Kriegsbeteiligung, auch im Sanitärbereich“. Sanitärhandwerker sind schon in Friedenszeiten die Pest – wie grausam wäre erst ein Krieg der Klempner: Tausende Dixi-Toiletten steigen von deutschem Boden auf und fliegen in Keilformation zum Hindukusch. In der ersten Kabine sitzt Joseph Fischer. Rudolf Scharping, vom Grafen zum Roten Baron befördert, ist bei ihm. Die beiden spielen Max und Moritz:
„Jedes legt noch schnell ein Ei /
und dann kommt der Tod herbei.“
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