: Spannungen spielend erledigen
Im „Spielbrett“ findet man gleich regaleweise Unterhaltsames für die ganze Familie. Gesellschaftsspiele – sowohl klassische als auch neu aufbereitete – bilden nach wie vor die stärkste Säule des Angebots. Für die Jüngsten ist Spielzeug aus Holz dabei
Vier Jungs stecken die Köpfe zusammen. Sie sitzen an einem Tisch, vor sich ein Brettspiel – und sind offensichtlich begeistert. „Nach der Schule kommen wir öfter mal hierher“, verrät einer von ihnen.
Eigentlich sind die Spiele ja zum Verkauf bestimmt. „Wir haben etwa 2.000 verschiedene“, schätzt Christian Seipelt, einer der Inhaber der beiden Berliner Läden mit dem programmatischen Namen „Spielbrett“. Die vier Jungs kaufen zwar auch gelegentlich, doch niemand hat etwas dagegen, wenn sie hier vor allem spielen. Im Gegenteil: „Das gehört sogar zum Konzept“, erklärt Seipelt. „Wer will, kann unsere Spiele vor dem Kauf testen.“ Und das selbst nach Ladenschluss: Bei den regelmäßig stattfindenden Spieleabenden kann jeder mitmachen.
Der erste Spielbrett-Laden in der Kreuzberger Körtestraße ging 1984 aus einem Großhandel für Asienimporte hervor. Vor allem Go und Ma-Jong waren damals die Verkaufsschlager. Der Großhandel konnte sich nicht halten, der Spieleladen überlebte und wuchs. Waren es anfangs vor allem ungewöhnliche Brettspiele, viele Importe und so genannte Freakspiele, so kamen nach und nach erst Computerspiele, später auch Spielzeuge für die Jüngsten dazu. Der 1987 am Kurfüstendamm eröffnete zweite Laden ist 1997 in die Berliner Straße in Wilmersdorf übergesiedelt. „Die meisten, die hier reinkommen, bleiben deutlich länger, als sie wollten“, freut sich Seipelt. Denn immer wieder gibt es Neues zu entdecken.
Das Kaufverhalten der Kunden habe sich im Laufe der Jahre geändert, die Ansprüche seien gestiegen. Während früher überwiegend männliche Kunden hier einkauften – von der Modelleisenbahn bis Monopoli –, sind es heute vor allem Frauen, die mit durchschnittlich 50 bis 60 Mark pro Einkauf die Kasse füllen.
Im Kleinkindbereich fahre man hauptsächlich die pädagogische Schiene, was nicht heißt, dass hier nur Hölzernes verkauft wird. Die Qualität sei ihm wichtig, so Seipelt. Und so findet man neben den schönen und teuren Holzspielsachen auch kaum weniger teures Plastik. Aufwändig gearbeitete Marionetten und Fingerpuppen stehen neben waschechten Holzerdbeeren; Kaleidoskope, Bauernhöfe, Figuren für die Arche Noah oder – saisongerecht – Weihnachtskrippen vertragen sich mit Plastikmännchen, Riesenluftballons, Schach- und natürlich jeder Menge anderen Spielbrettern.
Klassische und aufbereitete Gesellschaftsspiele bilden nach wie vor die stärkste Säule des Angebots. Die Siedler-Kollektion füllt mit all ihren Varianten mittlerweile ein eigenes Regal; nicht zu vergessen die Harry-Potter-Spiele, die den Erfolgen von Büchern und Film nachjagen. Die Gefährten aus Mittelerde, dem Fantasy-Klassiker „Herr der Ringe“ entlehnt, gehören in diesem Jahr zu den Neuerscheinungen. Im Grunde – so der Spieleverkäufer – sei es mit all diesen Spielen wie mit dem Essen: Die einzelnen Zutaten kenne man hinlänglich, die Rezepturen seien jedoch schier unerschöpflich.
Seine Empfehlung für Erwachsene ist derzeit „Anno Domini“, ein „Quizspiel mit Zocker-Elementen“, und – für Christian Seipelt – eine schöne Alternative zu „Wer wird Millionär“. „Zapp Zerapp“ vom Zoch-Verlag, eine Art Mensch-ärgere-dich-nicht zum Hören, ist dagegen schon für Menschen ab 7 geeignet. Vom selben Verlag ist mit „Hickhack in Gackelwack“ wohl „der netteste Spieltitel der Saison“ erschienen. Es geht um Hühner, Hühnerfutter und Füchse. Gespielt wird mit Bildkarten, Steinchen und einer Mischung aus Glück und Strategie.
Vielleicht schon bekannt, aber nicht vom Tisch zu stoßen ist „Zickezacke Hühnerkacke“, das nach dem Memory-System funktioniert. Für die genannten und alle ungenannten Spiele und Spielzeuge gilt: am besten selbst ansehen und zeigen lassen. Dann gibt es zu Weihnachten vielleicht nicht nur gelungene Geschenke, sondern auch die Möglichkeit, einer mitunter angespannten Feststimmung spielend zu entgehen.
KAJA
„Spielbrett“. Berliner Straße 132 (U-Bhf. Blissestraße) und Körtestraße 27 (U-Bhf. Südstern).
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