: Der virtuelle Bastelfreund
■ Die ganz besondere Geschenkidee für den modernen Menschen: Eine eigene Homepage ist nicht schwer zu machen
Selbstgebastelt ist doch immer am Schönsten. Beteuern jedenfalls tapfere Eltern Jahr für Jahr aufs Neue. Unerklärlich, warum die liebevoll zusammengebastelten Staubfänger aus Ton, Fingerfarbe, Klebe und Strohhalmen mit schöner Regelmäßigkeit auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
Heutzutage muss das nicht mehr sein: Das trendige Weihnachtsgeschenk setzt keinen Staub an, passt allerdings auch nicht unter den Baum. Und einwickeln geht auch nicht. Am Anfang mögen die Gesichter vielleicht lang sein, wenn es zur Bescherung bei Kerzenlicht heißt: „Komm' doch mal kurz mit an den Rechner.“ Aber dannn ist die Freude groß. Eine eigene Homepage!
Das ist doch ein wahrhaft persönliches Geschenk, ein identitätsstiftendes sogar, in dieser komplexen und unübersichtlichen Welt. Die Homepage ist ein Referenzpunkt, an dem man sich jederzeit und an jedem Ort vergewissern kann, dass man wirklich existiert. Und sie nimmt noch nicht mal Platz weg. Jedenfalls nicht zu Hause. Im Netz natürlich schon, „webspace“ heißt das und ist ein Stückchen Speicherplatz auf irgendjemandes Server.
Da fangen dann auch die Probleme an, denn wie überall auf der Welt kostet Platz auch im virtuellen Raum Geld. Also nicht ganz folgenlos, so eine Homepage zu Weihnachten. Monatlich werden Gebühren fällig, je nach den Datenmengen, die unter der virtuellen Adresse hinterlegt werden sollen. Am besten ist es daher, Menschen mit einer eigenen Homepage bedenken, die ohnehin schon Online-User sind. Bei vielen Providern gehört nämlich eine Basis-Homepage mit zum Angebot und ist in der Grundgebühr enthalten. Die entsprechende Technik wird zumeist auch mitgeliefert.
Wer Internet-AnfängerInnen beschenken möchte, muss dafür schon eine Homepage mieten, zum Beispiel bei www.my-own-site.de. Die ist mit fünf Euro im Monat zwar sündhaft teuer, aber dafür kommt mit der Bauanleitung jeder Idiot klar. Von wegen erstmal Html lernen! Hier ist alles vorgegeben: Farben, Stil, Schriften, Seitenstruktur – alles passiert per Doppelklick mit der Maus.
Große gestalterische Freiheiten hat man damit zwar nicht, aber dafür wird die Weihnachtsgabe in einer vernünftigen Zeit fertig. Die zehn Minuten aus dem Werbeslogan sind zwar reichlich optimistisch, aber in einer Stunde kann man durchaus fünf Seiten mit Texten bestücken und mit Bildern oder gar Filmen schmücken. Wer keine eigenen hat, kann aus einer Galerie wählen – fertig.
Und das Beste an my-own-site. de: Der Beschenkte kann die Homepage kostenlos vier Wochen lang „intern“ testen, bevor sie endgültig ins Internet gestellt wird. So einfach würde man sichs auch sonst manchmal wünschen: Bei Nichtgefallen einfach den entscheidenden Klick weglassen – das ist allemal einfacher, als das ewig Selbstgebastelte jahrelang durch die Wohnung zu schieben und dann irgendwann klammheimlich zu entsorgen.
Jan Kahlcke
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen