■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Peinliche Suppe
Der Bremer ist ja vor allem eins: stolz. Erstmal auf sich, auf sein Bremischsein und dann auf sein Städtchen. Mann, geht mir das auf'n Keks, wenn ich da ab und zu die Gänge schubbere und sie lachen hör'. Laut und fett und auf die Stuhllehnen klopfend vor lauter Freude über sich. In ihren mehr oder minder kleinen Behördenzimmern. Ab und an aber wird ihnen – zu meiner größten Freude – in die Suppe ihrer eigenen Begeisterung gespuckt. Gespuckt bekamen es jetzt das Rathaus und die in ihm befindlichen Herrschaften. Und die – oha – spuckten zurück. Und das wird jetzt ganz schön peinlich.
Es geht ums Rathaus. Von wegen Weltkulturerbe und Unesco und haufenweise neue Touristenmassen – wird wohl nix, hat die zuständige Dame in Paris gesagt. Fänden sie nicht mehr so wichtig, Innenstädte, olle Häuser in Westeuropa. Ist ja alles schon geschützt. Und die Touris kämen auch so. Was ein Ärger. Haben die hier doch extra ein dickes Buch gebastelt, in Hochglanz und so, in rotes Leinen gebunden – der Antrag für ein ohnehin wohl aussichtsloses Unterfangen. Tja, und als über dieses niedliche, aber keinesfalls unbedeutende Detail – die Aussichtlosigkeit nämlich – eine Journalistin von Radio Bremen berichtete und das abends auch noch im Fernsehen vermeldet wurde, da haben sie aber gekocht, die Herren. Einer vor allem: Klaus Schloesser, Senatsprecher und pikanterweise Ex-Radio-Bremen-Bediensteter. Hat mitten in der Nacht die Frau vom Fernsehen angerufen und gemotzt, solche Nestbeschmutzung werde Folgen haben, man werde sich noch wundern undsoweiter. Wer ihn kennt, der kennt das ja schon. War wohl nicht das erste Mal, dass er die Ex-Kollegen beschimpft hat. Und war wohl auch nicht das erste Mal, dass der Sachverhalt durchaus richtig, Schloesser also mit seinem Vorwurf über unsaubere Recherche im Unrecht war. Aber der Mann steht zu seinen Fehlern. Recherchiert hinterher, findet raus, was er vor dem dicken, roten, teuren Buch wohl auch hätte herausfinden können, ruft bei Radio Bremen an und entschuldigt sich ein bisschen. Und kann sich den Hinweis nicht verkneifen, dass das Kulturressort aber schon arg verstimmt sei über so wenig Patriotismus im landeseigenen Funkhaus.
Naja, jetzt schütteln sie bei Radio Bremen den Kopf, kichern ein bisschen über soviel Identifikation mit dem Job und hoffen, dass ihre eigene Karriere mal anders ende. Wünscht Ihnen und vor allem sich auch
Ihre Rosi Roland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen