: Oligarchische Selbstbereicherung
betr.: Finanzkrise in Argentinien, taz vom 21. , 22., 24., 28. 12. 01
Das Grundproblem fast aller lateinamerikanischer Ländern sind die völlig verantwortungslosen nationalen Eliten. Als Nachkommen der spanischen Kolonisatoren sind sie wie diese nur auf der Suche nach möglichst schnellem, arbeitsfreiem Profit. Diese oligarchischen Oberschichten verachten die armen Bevölkerungsmehrheiten aus tiefstem Herzen, nie würden sie sich für diese verantwortlich fühlen und – in wohlverstandenem Eigeninteresse – eine Politik betreiben, die es den Armen nachhaltig ermöglicht, zur kleinen Mittelschicht aufzuschließen. Entscheidend bei der oligarchischen Selbstbereicherung ist nicht unternehmerisches Geschick (Profit-Seeking), sondern gute Beziehungen zur Politik (Rent-Seeking). Anstatt produktiv tätig zu sein und Wertschöpfung im eigenen Land aufzubauen, wird die Heimat auf Kosten von Mensch und Natur rücksichtslos ausgebeutet (Rohstoffexport statt Weiterverarbeitung, illegale, Feudal- und Monopolgeschäfte . . .) und das Geld dann im Ausland verkonsumiert anstatt es zu reinvestieren.
[. . .] Meist waren und sind die USA an diesem schmutzigen, neokolonialen Spiel zu Lasten der armen lateinamerikanischen Massen beteiligt, bis heute; natürlich auf Seiten der rechten Diktatoren und Militärs (bzw. heute auf Seiten der neoliberalen Ivy-League-Eliten), weil diese den US-Konzernen und -Investoren die höchsten Profite versprechen. MICHAEL KRAUS, Würzburg
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