Kommentar: Bilder mit Krallen
■ Warum diese Stadt beim Thema Heroinambulanz von Hysterie regiert wird
An dem absurden Theater um die Heroinambulanz lässt sich ablesen, was für eine Mär die viel beschworene Hamburger Liberalität ist. Kleingeistigkeit und Dummheit sind es, die diese Stadt oft genug dominieren. Und eine Angst, die sich durch Vorurteile leicht ins Hysterische steigert. Eltern fürchten für ihre Kinder, Unternehmen für ihre Immoblienpreise, Politiker für ihre Wähler.
Dass sich bei der Heroinambulanz keine Drogenszene bilden wird, weil die Abhängigen den Stoff hier ohne Dealer kriegen, dass die hohe Zahl der Probanden die bestehende Szene spürbar entlasten wird, dass nicht klauen muss, wer den Stoff so bekommt, dass es hier um Schwerstabhängige geht, an denen alles andere gescheitert ist: Die Verantwortlichen können es immer wieder erklären und dringen doch nicht in die Köpfe der Hamburger. Denn darin haben sich Bilder festgekrallt von Junkies, die Messer und Spritzen wetzen, und die Passanten überfallen, wenn sie nicht gerade schlafen oder Stoff aufkochen. Seltsame Bilder sind das, die keinen Platz lassen für Menschlichkeit und Vernunft.
In der Schweiz gibt es seit Jahren Heroinambulanzen. Vielleicht auch deshalb, weil die Parteien an einem Strang zogen. Doch hier war die CDU zwar für das Projekt, setzte sich dann aber im Wahlkampf auf den Karren der Protestler. Und jetzt macht die SPD es nicht anders.
Auch der neue Senat lamentiert, laviert und vertut Zeit. Doch die drängt, und Hamburg setzt das ganze bundesweite Projekt aufs Spiel. Aber vielleicht ist ja das auch genau die Absicht. Sandra Wilsdorf
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