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Geschosse, Einwohner, Flächen

■ Bremen Bauwirtschaft brummt: 1.300 neue Wohnungen entstehen jährlich für viele neue Einwohner / Wohnungsbericht 2000/2001 vorgestellt

Zahlen können ganz schön imponieren. Gestern legte Bausenatorin Tine Wischer (SPD) einen ganzen Wälzer voller Ziffern und Grafiken vor. Der Wohnungsbericht 2000/2001. Ein Ausdruck dessen was auf Bremens Feldern und Brachen alles gerade entsteht.

Grob gesprochen heißt das: Es wurde und wird geklotzt in Bremen. In den vergangenen zehn Jahren sind allein 21.000 neue Wohneinheiten entstanden. „Es gibt inzwischen ein ausreichendes und qualitativ hochwertiges Angebot an bezahlbaren Wohnraum“, kommentierte Wischer den entspannten Wohnungsmarkt in Bremen.

Um den Standard zu halten, sollen in der laufenden Dekade jährlich durchschnittlich noch einmal 1.400 neue Wohnungen in der Stadtgemeinde Bremen dazukommen. Eine Bautätigkeit, die bis 2010 Unmengen an Flächen in Brokhuchting und der Osterholzer Feldmark versiegeln wird. Und die pro Jahr mindestens 3.500 Arbeitsplätze in der Branche sichern soll.

Ein neuer Einwohnerboom mit entsprechendem Raumbedarf steht Bremen deshalb aber noch lange nicht ins Haus. Nur ein gesteigerter Bedarf an Single- und Zweipersonenwohnungen. Um verstärkt auf das Interesse an innenstadtnahen, hochwertigen Wohnungen zu bedienen, sollen mit einem neuen Programm „Wohnen an Wall und Weser“ entsprechende Potenziale und Räume ausgelotet werden.

Fakt ist aber, dass seit 1992 rund 12.000 BremerInnen die Hansestadt verlassen haben. Zwar sind im vergangenen Jahr zum allerersten Mal die Abwanderungszahlen geringer ausgefallen als die Zuwächse (plus 332 Einwohner). Ob das allerdings eine statistische Einmaligkeit bleibt oder bereits ein Trend ist, wird sich erst bei den nächsten Quartalszahlen zeigen.

Trotzdem hofft Senatorin Wischer, dass diese Zahlen eine Eindämmung der für Bremen so abträglichen Umland-Abwanderung bedeuten. Besonders die Zuschuss-Programme für Häuslebauer, für die die Stadt bislang 5,5 Millionen Euro ausgab, hätten damit Wirkung gezeigt. Ohnehin soll diese Förderung ausgebaut werden. Statt einem Grundkostenzuschuss von rund 5.000 Euro sollen ab diesem Jahr doppelt so hohe Darlehen ausgegeben werden.

Mit Einfamilienhäusern allein lasse sich die Abwanderung aber nicht stoppen, kritisieren dagegen die Grünen. Bremen müsse mehr Angebote für junge Leute in der City machen, und zum Beispiel auch Altbau-Sanierungen fördern, erklärte die baupolitische Sprecherin Karin Krusche. Die CDU dagegen verlangt noch mehr Flächen für Einfamilienhäuser. Zum Beispiel bei der umstrittenen Bebauung der Osterholzer Feldmark hätte die SPD viel zu lange Widerstand geleistet, konterte ihr Sprecher Helmut Pflugradt. pipe

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