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Gesund gepustet?

■ Im Kampf gegen Krebs schwört eine Bremerin auf Guolin-Qigong. Sie hat keine Metastasen mehr. Ein Bericht

Geheilte Knochenmetastasen – ein Wunder? Nicht aus der Sicht der gerade genesenen Barbara Kleiner*. Die 55-Jährige führt ihre „Remission“, wie das nachweisliche Verschwinden aller Metastasen in der Fachsprache heißt, vor allem auf ihre beharrlichen Qigong-Übungen nach der Guolin-Methode zurück. Deshalb will sie die Methode nun bekannter machen – und zugleich Zweifel von SchulmedizinerInnen daran widerlegen.

Entwickelt wurde die Methode, die auf bewusste Atmung während mehrstündiger täglicher Bewegungsübungen fokussiert, in den 50er Jahren. Die Chinesin Guo Lin, selbst krebskrank, hatte sie entwi-ckelt und sich selbst damit von Krebs geheilt. Die deutsche Ärztin Josephine Zöller allerdings, die sich der Methode ebenfalls verschrieben hatte, erlag ihrem Krebs. „Sie war erblindet und konnte die Übungen deshalb nicht konsequent machen.“ Eine andere Frau, die Barbara Kleiner kennt, erlitt nach einer ersten Genesung den Rückfall – „nachdem sie mit den Übungen aufhörte.“ Weswegen Barbara Kleiner selbst ihre Übungen fortsetzen wird. Und doch bezeichnet sie sich als genesen. „Heilung ist ein großes Wort, mit dem ich sehr vorsichtig wäre“, sagt sie.

Die Leidensgeschichte der Bremerin begann vor acht Jahren mit Brustkrebs. Barbara Kleiner verliert eine Brust, unterzieht sich der Chemotherapie – und doch werden später erneut Knoten festgestellt. 1999 lautet die Diagnose auf Knochenmetastasen. Bei ständiger Verschlechterung der Werte macht sich die damals 54-Jährige auf die Suche nach ganzheitlichen Heilungsansätzen und stößt dabei auf Guolin-Qigong. Eine Methode, die durch die Atemtechnik bedingt den Sauerstoffgehalt im Blut erhöht – und so das körpereigene Immun-system stärkt. Jedenfalls weist die Kernspintomographie im Juli 2001 keine Knochenmetastasen mehr auf.

Diesen Zusammenhang jedoch bezweifeln Schulmediziner. Dass sich der Sauerstoffgehalt im Blut mit Qigong ein Vielfaches steigern ließe, hält beispielsweise der Nürnberger Mediziner Gerd Büschel, Mitglied der Arbeitsgruppe biologische Krebstherapie, für „eine Laienvorstellung“ (die taz berichtete). Doch Barbara Kleiner hat nun Blutwerte vorgelegt, die Mediziner wie Büschel nachdenklich machen sollten. Eine Blutuntersuchung durch ihre Ärztin ergab nicht nur, dass der Sauerstoffgehalt im Blut der heute 55-Jährigen nach über 15 Monaten Qigong deutlich über dem Durchschnitt ihrer Altersgruppe liegt. Vielmehr war auch deutlich mehr Sauerstoff im Blut, nachdem die Patientin ihre Atemübungen gerade beendet hatte. „Rechnerisch hatte ich so viel Sauerstoff im Blut wie eine 28-Jährige“, sagt Barbara Kleiner zufrieden. Dass Guolin-Qigong ein Wundermittel sei, würde sie nicht behaupten. Dass auch die Anti-Östrogene, die sie zur Bekämpfung des hormonabhängigen Tumors einnimmt, am Genesungsprozess beteiligt sein können, würde sie nicht ausschließen. Doch hält sie es für fahrlässig, wie die Schulmedizin – deren Erfolge auch nicht immer durchschlagend seien – alternative Heilmethoden ins Abseits stelle.

„Ohne viel Disziplin und eine völlige Umstellung meiner Lebensweise wäre die Genesung nie gelungen“, blickt Barbara Kleiner zurück. Die Behandlung habe nicht nur viele Einschnitte im Leben bedeutet – sie sei auch schmerzhaft gewesen. Nicht nur die ersten drei Wochen, in denen die Knochen und der ganze Körper schmerzten. Auch kurz vor der schulmedizinisch festgestellten „Heilung“ hatte sie selbst noch einmal einen Rückfall gefürchtet. „Alles tat wieder weh.“ Wieso und warum, das war für die Kranke zu diesem Zeitpunkt nur schwer zu erklären. In der deutschen medizinischen Forschung ist die Methode – die in Chinas Kliniken schon flächendeckend angewendet wird – noch eine Leerstelle. Entsprechend lückenhaft auch die Beschreibungen des Heilungsprozesses, „den ja jede Patientin auch anders erlebt“, so Kleiner. Auch um dieser Situation abzuhelfen, will sie ihre Krankenakte nun der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr zur Verfügung stellen – zur Auswertung. ede

*Name geändert

Am 31.1. berichtet im Frauengesundheitszentrum eine Ex-Patientin über Heilungsmöglichkeiten nach Brustkrebs. Dort spricht am 1. Februar auch die Ärztin Wang Li über Guolin-Qigong (beides 20 Uhr, Elsfletherstr. 29). Am 2./3. 2. bietet Wang Li einen Qigong-Kurs an. Info bei Hildebrand Tel.: 34 10 50.

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