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Servus, Frau K.

Angela Merkel beantwortet K-Frage und erklärt Edmund Stoiber zum Kanzlerkandidaten der Union. SPD reagiert hämisch: Merkel sei nur noch „Abteilungsleiterin“, Stoiber ein „Spalter, der nicht gut tut“

BERLIN taz ■ Der Wahlkampf 2002 wird kein Geschlechterkampf: Edmund Stoiber ist Kanzlerkandidat der Union. Bei der Klausurtagung der CDU in Magdeburg erklärte Parteichefin Angela Merkel gestern ihren Verzicht auf die Kandidatur. Stoiber habe die „größten Siegeschancen“ und garantiere auch die „Geschlossenheit der Union“, sagte Merkel zur Begründung.

Im Gegensatz zu ihrer Planung, die ein Vier-Augen-Gespräch mit CSU-Chef Stoiber erst nach der CDU-Klausur vorsah, hatte Merkel sich bereits am Vormittag mit ihrem Rivalen in dessen Wohnort Wolfratshausen getroffen und verständigt. Dazu war sie offenbar von Parteifreunden gedrängt worden. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) frohlockte sofort nach Merkels Rückzug: „Bundeskanzler Schröder wird sich jetzt warm anziehen müssen.“

SPD und Grüne übten schon mal für den Richtungswahlkampf. Mit Stoiber habe sich der „konservative, rückwärts gewandte Teil“ in der Union durchgesetzt, sagte Grünen-Chefin Claudia Roth. SPD-Generalsekretär Franz Müntefering nannte Stoiber einen „Spalter, der unserem Land nicht gut tut“. Die FDP sieht ihre Chancen durch die Kandidatur Stoibers gestiegen. „Die SPD geht mit Rot-Grün und der PDS nach links“, glaubt FDP-Chef Guido Westerwelle, „die Mitte wird frei“.

Während zahlreiche CDU-Politiker Respekt vor Merkel bekundeten, reagierte die SPD mit Häme. Merkel sei allenfalls noch eine „Abteilungsleiterin“, so Müntefering. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sagte, nach der „ganz großen Intrige“ gegen Merkel bleibe ihr jetzt nur noch der Rücktritt vom Vorsitz der CDU. Für Kerstin Müller (Grüne) hat die Union gezeigt, dass sie „noch nicht reif für eine Frau“ als Kanzlerkandidatin ist. LKW/OES

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