Die Grenzen des Girzbaren

Das Theaterballett „Der blaue Vogel“ zeigt die zwei Gesichter der „Stadt Graniza“

„Stadt Graniza“ läuft heute bis Sonntag um 20 Uhr im Kunsthaus Tacheles, Oranienburger Straße 54-56 a. Choreografie Irina Roerig, Komposition Frangis Ali-Sade. Karten zu 13/8 € unter ☎ 3 08 78 56 85

Girzfrau trifft Tscherkmann – das ist kein Fantasy-Abenteuer, sondern eine Version des Themas Uptown Girl und Downtown Man, wie wir es aus Popsongs kennen. Sie (Angela Reinhardt) kommt aus dem reichen und satten, aber geistig leeren Westteil der Stadt, wo die Girze leben. Die Namensähnlichkeit mit der griechischen Odysseus-Verführerin Circe ist programmatisch, denn Verführung ist die Stärke des girzschen Lifestyles, der vom Große-Träume-Verkaufen lebt, nicht wie andere vom Kleine-Brötchen-Backen. Ihn (Uwe Küßner) trifft sie im Ostteil, wo die Tscherks arm, aber im Schutze ihrer ungebrochenen kulturellen Identität in aller Unschuld leben. Diese Unschuld wird durch ihre Liaison gefährdet, denn die unbedarften Tscherks drohen durch den Kontakt mit der verlockenden fremden Glitzerwelt zu vergirzen. Ähnlichkeiten mit lebenden Völkern und bestehenden Gegensätzen sind kein Zufall. „Graniza“ heißt Grenze – und die verläuft ja weltweit. Das westeuropäisch-russische Ensemble überschreitet sie schon mal.