: Die Grenzen des Girzbaren
Das Theaterballett „Der blaue Vogel“ zeigt die zwei Gesichter der „Stadt Graniza“
Girzfrau trifft Tscherkmann – das ist kein Fantasy-Abenteuer, sondern eine Version des Themas Uptown Girl und Downtown Man, wie wir es aus Popsongs kennen. Sie (Angela Reinhardt) kommt aus dem reichen und satten, aber geistig leeren Westteil der Stadt, wo die Girze leben. Die Namensähnlichkeit mit der griechischen Odysseus-Verführerin Circe ist programmatisch, denn Verführung ist die Stärke des girzschen Lifestyles, der vom Große-Träume-Verkaufen lebt, nicht wie andere vom Kleine-Brötchen-Backen. Ihn (Uwe Küßner) trifft sie im Ostteil, wo die Tscherks arm, aber im Schutze ihrer ungebrochenen kulturellen Identität in aller Unschuld leben. Diese Unschuld wird durch ihre Liaison gefährdet, denn die unbedarften Tscherks drohen durch den Kontakt mit der verlockenden fremden Glitzerwelt zu vergirzen. Ähnlichkeiten mit lebenden Völkern und bestehenden Gegensätzen sind kein Zufall. „Graniza“ heißt Grenze – und die verläuft ja weltweit. Das westeuropäisch-russische Ensemble überschreitet sie schon mal.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen