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taz berlinalieCineasten hassen lernen

Allein mit Ann Hui

Für den Duden ist der Cineast schlicht ein Filmkenner. Dabei hört sich Cineast nach viel mehr an: Das klingt edel und gebildet, nach Filmkunst, nach Arthouse und Experimantalfilm, nach randloser Brille und fundierten Diskussionen über Rohmer und Rivette.

Die Wirklichkeit aber, wie sie sich bei der Berlinale präsentiert, ist profaner. Der professionelle Cineast gibt sich nicht weniger stargeil als der unbezahlte Kinogänger: Nach den mittäglichen Vorführungen der großen Hollywood-Produktionen muss man sich hüten, nicht von den Massen niedergewalzt zu werden, die zur anschließenden Pressekonferenz hetzen, als wäre ihnen der Leibhaftige – oder doch zumindest Moritz de Hadeln – auf den Fersen. Im Hyatt-Hotel prügeln sich da längst die Fotografen um die Schokoladenplätze zur Ablichtung von großen Namen wie Blanchett oder Spacey. Wenige Stunden später lädt Ann Hui, die nahezu legendäre Autorenfilmerin aus Hongkong, zum Gespräch über ihren Film im Panorama. Anwesend: drei Fotografen, ein Koreaner und ich. „Ist ja schwer was los“, meint eins der plötzlich arbeitslosen Mikrofonmädchen. Ich verstecke mich hinter dem zum Glück ziemlich breiten Koreaner, und es wird eine der kürzesten Pressekonferenzen in der Geschichte der Berlinale.

Manchmal ist er auch verwirrt, der Cineast. Dann wundert er sich, dass im erwarteten chinesischen Film plötzlich blässliche Gesichter Niederländisch reden, springt auf, hastet – sich im falschen Film wähnend – aus dem Kino und stellt draußen fest, dass er einem einleitenden Kurzfilm aufgesessen war. Sofort rennt er zurück ins proppenvolle Lichtspielhaus, aber dann ist der Platz schon besetzt. So bekommt er manchmal doch, was er verdient, der Cineast. THOMAS WINKLER

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