: vergleichbares
Yildirim und andere
Der Fall Yildirim ist weltweit einzigartig, nirgendwo sonst werden noch Delinquenten mit vergleichbaren Vergehen festgehalten. Einer der letzten inhaftierten Auslandsspione war Rainer Rupp. Aus der politischen Abteilung des Nato-Wirtschaftsdirektorats heraus war Rupp wie Yildirim als Informant für die „Hauptverwaltung Aufklärung“ der DDR tätig. Erst 1993 in Saarburg bei Trier gefasst und 1994 vom Oberlandesgericht Düsseldorf zu zwölf Jahren Haft verurteilt, wurde er bereits 1998 in den offenen Vollzug verlegt. Seit mehr als einem Jahr ist seine Strafe auf Bewährung ausgesetzt. Genau wie Yildirim war Rupp als Zivilist in einer militärischen Hochsicherheitszone beschäftigt. Etwas anders liegen da die Dinge im Fall James W. Hall. Zwar sitzt der Mann, der Yildirim mit Geheimpapieren versorgte, gegenwärtig eine 40-jährige Haftstrafe ab – zwei wesentliche Faktoren sprechen allerdings dafür, seine Strafe anders zu bewerten: Zum einen war Hall kein Auslandsspion, sondern verstieß als US-Bürger gegen US-Recht. Und Hall stand als Offizier unter Fahneneid. Ansonsten fallen Vergleiche auf der Suche nach äquivalenten Haftstrafen noch ungeheuerlicher aus. Letzten Juni etwa wurde Mohammed al-Owali zu lebenslänglicher Haft ohne Chance auf vorzeitige Bewährung verurteilt. Der Attentäter, verantwortlich für den Anschlag auf die US-Botschaft in Nairobi, wurde immerhin des 213-fachen Mordes angeklagt.
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