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Kirch bleibt locker

Medienmann äußert sich. Börsengang verschoben, Fußballrechte werden eventuell nachverhandelt

MÜNCHEN/HAMBURG taz/dpa ■ Der Münchner Medienchef Leo Kirch gibt sich angesichts der Finanzkrise seines Konzerns ungewohnt offen und altersweise: Selbst wenn sich der australische Medientycoon Rupert Murdoch das Unternehmen einverleiben wollte, wäre das für Kirch angeblich kein Drama: „Wenn es notwendig sein sollte, halte ich ihm alles hin. Dann frisst er mich eben“, sagte er dem Spiegel. Murdoch sei „ein Haifisch“, so der Münchner Unternehmer. „Wer mit denen nicht schwimmen kann, der soll gar nicht erst zu ihnen ins Becken steigen.“ Ähnlich äußerte sich Kirch gegenüber Focus und ergänzte gottergeben: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr kann’s auch wieder nehmen.“

Angesichts seiner Lage kann Kirch auch nur noch auf Hilfe von oben hoffen. Neben den von Kirch-Geschäftsführer Dieter Hahn am Wochenende auf 6,5 Milliarden Euro bezifferten Schulden drohen noch allerhand sonstige Verbindlichkeiten. Etwas Geld in die Kassen bringen sollte ursprünglich der Börsengang Kirch Media im Juni – verschmolzen mit der bereits börsennotierten ProSiebenSat.1 sollten hier neue Aktionäre Anteile kaufen. Wegen der ungewissen Aussichten hat der Aufsichtsrat der ProSiebenSat.1 am Freitag die Fusion auf Eis gelegt, sodass Kirch Media frühestens im Herbst an die Börse gehen kann.

Die Finanzkrise der Kirch-Gruppe hat jetzt auch die Fußball-Bundesliga erreicht. Um den finanziell angeschlagenen Pay-TV-Sender Premiere World zu retten, soll der TV- Vertrag nachverhandelt werden. Die Bundesligisten würden eine Reduzierung der vereinbarten Zahlungen von 1,54 Milliarden Euro bis 2004 zwar empfindlich treffen, doch angesichts eines drohenden Konkurses des Bezahlsenders ist zumindest ein Teil der Profivereine willens, einen nachträglichen Preisnachlass in Kauf zu nehmen. Knapp die Hälfte des Bundesliga-Fernsehgeldes stammt aus dem Pay-TV. Jeder Erstligist erhält derzeit aus dem TV-Topf durchschnittlich rund 15 Millionen Euro, jeder Zweitligist rund vier Millionen Euro. Für die Saison 2003/2004 war bisher eine Steigerung um fast 30 Prozent vereinbart. REM

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