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Von wegen weiblich

Chefinnen-Studie: Nicht Einfühlungsvermögen, sondern strategische Fähigkeiten zählen beim Weg nach oben

BERLIN taz ■ Das Gerede von den „weiblichen“ Eigenschaften, der „emotionalen Intelligenz“, die angeblich unabdingbar für Top-Management-Positionen sind, wird nicht verstummen – aber ein paar Tatsachen kann man dem nun zumindest entgegenhalten. Rechtzeitig zum internationalen Frauenkongress „World Women Work“, der gestern und heute in Berlin tagt, hat die Unternehmensberatung accenture 83 Frauen in den „Führungsebenen 1 und 2“, das sind etwa Professorinnen, Ministerinnen und so genannte Topmanagerinnen, ausführlich zu diesen Themen befragt. Und siehe da: Die „weiblichen“ Eigenschaften, etwa Teamfähigkeit und Einfühlungsvermögen, galten nur wenigen als wichtige Eigenschaft.

Die meisten der hoch gestellten Damen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bezeichneten dagegen strategische Fähigkeiten, Durchsetzungskraft und Begeisterung für die Sache als besonders wichtige Eigenschaften. Das mythenumwobene „weibliche Führen“ kann also nur bedingt auf den ebenso mythischen „weiblichen Kompetenzen“ beruhen.

Eher „weiblich“ wirkte dagegen die weitgehende Machtabstinenz, die die Frauen trotz ihrer Positionen an den Tag legten. „Macht und Einfluss erreichen“ wollten nur 11 Prozent, „öffentliche Anerkennung“ gar nur 3 Prozent. Die meisten, nämlich 77 Prozent, gaben die „interessante und anregende Arbeit“ und 61 Prozent sogar „etwas Sinnvolles tun“ als Karrieremotivation an.

Die Frage, ob dies der Grund dafür ist, dass es so wenige weibliche Führungskräfte gibt, oder ob das eher heißt, dass man auch ohne Machtwillen nach oben kommen kann, bleibt ungeklärt.

Klar dagegen benannten die Frauen die Gründe dafür, dass sie im europäischen Vergleich eine so rare Spezies sind: In Deutschland etwa sind 11 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt, in Frankreich dagegen sind es 20 Prozent. Die „männerdominierte Kultur am Arbeitsplatz“ wurde als Haupthemmnis genannt, danach kam die Schwierigkeit, Kinder und Beruf zu vereinbaren. „Ganztägige Kindertagesstätten“ nannten die meisten als „gute Strategie“, um den Anteil der Frauen in Toppositionen zu erhöhen. Fast ebenso wichtig waren der „kulturelle Wandel“ hin zu flexiblen Arbeitsverhältnissen.

Die gute alte Frauenförderung wird übrigens keineswegs abgelehnt. Nur darf sie nicht so heißen. „Mentoring“ und „Networking“ war die Strategie, die an dritter Stelle genannt wurde.

HEIDE OESTREICH

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