Sex und der Rest

■ Pillen-Erfinder Carl Djerassi kommt

Im Jahr 1951 forschte der 27-jährige Biochemiker Carl Djerassi in einem kleinen Labor in Mexico City an Steroiden mit dem Ziel, Cortison zu gewinnen. Herausgekommen ist dabei die Synthese des Schwangerschaftshormons Gestagen – ohne es anfangs zu wissen, schaffte Djerassi damit die Grundlage für die Entwicklung der Pille, die zehn Jahre später in den USA zugelassen wurde.

Heute hat Djerassi neunzehn Ehrendoktor-Titel und arbeitet weiter als Professor für Chemie an der Stanford University in Kalifornien. Neben der Naturwissenschaft beackert der gebürtige Österreicher seit Jahren allerdings auch das Feld der Literatur: Djerassi schreibt Romane, Theaterstücke und Essays. Und die kreisen allesamt um die menschliche Fortpflanzung: „Ich lernte bald, dass es mit der chemischen Synthese der Pille nicht getan war. Wie sie in der Gesellschaft aufgenommen wurde, hing vom wirtschaftlichen, rechtlichen, religiösen und psychologischen Umfeld ab.“

In seinem neuen Buch „This Man's Pill – Sex, die Kunst und Unsterblichkeit“ denkt Djerassi in zwölf Essays nach über die sich abzeichnende Trennung von Sexualität und Fortpflanzung, er stellt wissenschaftssoziologische Betrachtungen an über die Gepflogenheiten der akademischen Welt oder erzählt einfach nur, wie er die sechziger und siebziger Jahre erlebt hat.

Als Grenzgänger zwischen Wissenschaft und Kunst entwickelte sich Djerassi immer mehr zur weit gereisten Medienfigur, er ist gern gesehener Gast in gehobenen TV-Talks und Interview-Liebling der Feuilletonisten. Am heutigen Mittwoch ist er um 20.15 Uhr im Bremer Universum Science Center zu Gast und stellt dort „This Man's Pill“ vor – bevor es weitergeht in Sachen Fortpflanzung nach Dresden, Zürich, San Francisco.

flex