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Das Weißraumrauschen

„Die Woche“ verordnet sich eine Strukturreform und verzichtet ab sofort auf die durchgehende Vierfarbigkeit

Von „kreativer Attacke“ ist in der aktuellen Woche zu lesen. Gemeint sind allerdings die mageren Ideen von Werbeagenturen zum Bundestagswahlkampf, nicht die selbst verordnete Reform von Blattstruktur und Layout. Magerer kommt seit gestern nämlich auch die Woche daher.

Die durchgehende Vierfarbigkeit, Markenzeichen des Blattes seit seiner Gründung 1993, ist dahin. Immerhin, im Rahmen der „dezenteren Farbigkeit“ (Chefredakteurin Sabine Rosenbladt) ist auch der Grafik-Overkill etwas zurückgegangen. Und dafür der Mut zum Weißraum gestiegen. Das Ganze wirkt so tatsächlich großzügiger, manchmal aber auch ziemlich nackt.

Inhaltlich verspricht das neue Blatt „mehr Abwechslung in der Abfolge der Seiten“ – zumindest in der aktuellen Ausgabe hat diese redaktionelle „Bewegungsfreiheit“ schon mal zumVerschwinden der Medienseite geführt. Als Ersatz darf sich die nicht weggefallene Andrea Thilo in ihrer Sprechstunde mit bewährter Belanglosigkeit („Auf welche Auszeichnung spekulieren Sie vor dem Weltuntergang noch?“) an der frisch gebackenen Ehrenlegionärin Sabine Christiansen abarbeiten. Und es gibt eine neue Rubrik: „Zeit & Geschichte“ lässt zwar dem Namen nach an die „Zeitläufte“ beim großen Hamburger Konkurrenzwochentitel denken, entpuppt sich aber als schwaches Porträt des NS-Lieblingsfilmstars Heinz Rühmann zum 100sten.

Die Woche braucht dringend neues Geld, denn die Auflage bleibt zwar stabil – aber viel zu niedrig. Wieder einmal wird über den Einstige der Essener WAZ-Gruppe spekuliert: Schließlich sei deren neuer Geschäftsführer Bodo Hombach ein guter Bekannter von Woche-Herausgeber Manfred Bissinger. Doch WAZ-Hauptgeschäftsführer Erich Schumann hat für Rettungsgeschäfte nicht viel übrig: „Ich glaube, dass Zeitungen sich entweder selbst erhalten müssen oder eigentlich nicht in den Markt gehören“, sagte er im Herbst im taz-Interview. STG

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