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vorlauf kunstHarald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

Er ist ein Minimalist, der dutzende von Grauwerten kennt. In der Galerie Heimer & Partner kann man anhand der Wandarbeiten und Gemälde von Martin Gerwers die Tristesse unterscheiden lernen. Plötzlich entsteht ein irrwitziges Geflecht aus Farben, die mal an Beton erinnern, dann wieder an Regentage oder Katzen bei Nacht. Der 1963 geborene Düsseldorfer nutzt die visuelle Ähnlichkeit zu Baustoffen aller Art, auch die konzeptuelle: Mauern und monochrome Bilder – sind nicht beides undurchschaubare Oberflächen? Besonders auffällig wird Gerwers Spiel mit Raum und Fläche bei den Cut-out-Fotos, für die er bei Museumsaufnahmen die Stellen ausgeschnitten hat, an denen sonst Gemälde hängen. Ein komplettes Künstlerbuch hat Gerwers so gefüllt, dass es sich beim Durchblättern präzise strukturiert: graue Löcher auf grauem Grund. Das Loch, das Klaus Theuerkauf am meisten interessiert, ist im Arsch. Seine Hommage an Bin Laden trägt die entsprechende Öffnung im Gesicht, Kacke fließt aus der zum Mund mutierten Rosette. Unbedingt schön sehen auch die anderen „Porno-Collagen“ in der Endart-Galerie nicht aus. Zugleich ist die Zurschaustellung des Usama Bin Analaden keinesfalls eine Solidaritätsbekundung mit den USA: Theuerkauf mag kein System, ob Taliban oder Bushs Empire, das als erigierter Super-Maus-Schwanz in Erscheinung tritt. So bleibt nur das Schlupfloch der Satire für die Auseinandersetzung mit der politischen Realität übrig. Dort entstehen wutschnaubende Kommentare, wenn die Frau in der Burka zum schwarzen, vergitterten Mülleimer wird. Eine aggressive Weiterführung von Duchamps Urinoir? Oder doch das Erbe von George Grosz? Den Spaß an der Härte der Darstellung haben die Arbeiten vom Punk, ihren Feinschliff bekommen sie durch den Kunstkontext.

Anregungen: vorlauf@taz.deFreitag kommt Konzert

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