die woche der zwietracht
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von JAN ULLRICH

„Das Feuilleton ist eine dicke Dame, die einem bei einem Sonntagmorgen-Brunch mit Aufdringlichkeit und Geschwätzigkeit belästigt“, sagte ich neulich zu einer dicken Dame, die mich bei einem Sonntagmorgen-Brunch mit Aufdringlichkeit und Geschwätzigkeit belästigte und von der ich weiß, dass sie im Feuilleton arbeitet. Normalerweise bin ich nicht so unhöflich, aber im Moment ist alles anders.

Alle haben mich gewarnt und mir dringend abgeraten. Aber, nun ist es doch passiert: Ich habe mich von meiner Freundin Kathrin getrennt. Und seitdem komme ich mit keinem mehr klar.

„Das ist genau der Typ Frau, auf den du immer wieder reinfällst“, sagte ich zum Beispiel vor kurzem zu meinem besten Freund, nachdem er mir glücklich seine neue Freundin vorgestellt hatte. Und ich ergänzte: „Ich gebe euch höchstens zwei Monate.“ Ja, so ist das: Trennung macht ehrlich und einsam – und zwar total. So, als wollte ich mich nicht nur von meiner Freundin trennen, sondern gleich von der ganzen Welt. „Ich kann dich verstehen“, sagte mein Freund, „aber ich habe kein Verständnis für dich.“ – „Du musst noch sagen, dass es dich traurig macht“, erwiderte ich trocken. Wer als Sozialpädagoge geboren wurde und nur Kurzzeitbeziehungen leben kann, sollte keine altväterlichen Wortspiele machen. Er ist schon lächerlich genug.

„Das ist kein Marzipan auf der Torte“, polterte ich zwei Tage später. „Das sind kleine Hamster. Man schlägt ihnen den Schädel ein und walzt die Körpermasse auf der Torte platt.“ Ich kann mich täuschen, aber ich glaube, meine Mutter hatte sich ihre Geburtstagsfeier anders vorgestellt.

Schließlich ist eine Woche fast rum, aber ich kann es immer noch nicht lassen: „Robbie Williams ist die Fortsetzung von Harald Juhnke mit anderen Mitteln!“, rufe ich laut: „Sandra Maischberger ist ein völlig überschätzter Pausenfüller“, und „Guido Knopp ertrage ich nur in Verbindung mit Waschbeton“! Doch, das gefällt mir. Schade nur, dass ich gerade allein in meiner Wohnung bin und keiner mir zuhört.

„Sind sie ein guter Partner?“, fragt mich die Frauenzeitschrift, die Kathrin in meiner Wohnung zurückgelassen hat. Gewissenhaft fülle ich den Test aus und komme zu folgendem Ergebnis: „Sie sind vollkommen beziehungsunfähig, eine Ratte, eine Schmeißfliege, ein alter Drecksack. Wenn Ihr Partner etwas Wärme will, sollte er sich einen Toaster kaufen, Sie erbärmliches Stück Scheiße.“ Das hätte ich nicht besser sagen können.

Gut, ich habe alle beleidigt, die ich kenne. Seit drei Wochen lebe ich ungestört und verlassen in meiner Wohnung. Aber mein Widerstand und meine Protesthaltung sind noch nicht gebrochen. Ich will sie aber in Zukunft für einen guten Zweck einsetzen. Im Mai werde ich zu einem Paul-McCartney-Konzert gehen und die ganze Zeit nach John Lennon rufen. So lange, bis Paule, die alte Schmalzbacke und Fighting-for-freedom-Granate, laut weinend von der Bühne rennt. Doch, das mache ich. Aber bis dahin sollte man mir nicht zu nahe kommen. Sonst wird man mich kennen lernen.