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Popo, 25 Jahre, an BLG, 125 Jahre

■ Popo, die Firma mit dem Charme des Nochnichtgesehenen, richtet den neuen Firmensitz der BLG ein

Man soll jetzt aber keine Wunder erwarten. Wenn man den Neubau am Präsident-Kennedy-Platz zwischen Kohlhoekerstraße und Imry-Nagy-Weg betritt, wird der Schritt von einem dezent gemusterten grauen Velours geschluckt. Rechts wartet eine grau-glänzende Empfangszeile auf Besucher. Durch das ganze, große Foyer zieht sich eine in den Fußboden eingelassene silbern-metallene Spange. Sie sieht aus wie ein...tja...finnischer Schneeschuh? „Stimmt“, sagt mit ernster Miene Hartmut Schwerdtfeger, denn der Mann hat Humor. „Man könnte aber auch an ein Schiff denken“. Stimmt. Könnte man, muss man eigentlich auch, denn die BLG, ausgeschrieben Bremer Lagerhaus Gesellschaft, wurde vor 125 Jahren als eine Gesellschaft für Hafendienstleistungen gegründet. „Aber die Schiffsform ist eigentlich nur noch eine Reminiszenz“, eine kleine Aufwartung an die Zeiten, in denen die BLG als Beinah-Staatsbetrieb mit über 4.000 Mitarbeitern im Hafenhochhaus residierte und Umschlag und Lagerung für die Hafenwirtschaft organisierte.

Heute heißt die Bremer Lagerhaus Gesellschaft BLG Logistics Group und „ein Außenstehender wird die neue Struktur der Holding nicht mehr ohne weiteres durchblicken“, sagt Schwerdtfeger, der die Öffentlichkeitsarbeit macht. Umso transparenter ist jetzt das Gebäude. Glas, wohin man sieht, jedes Büro ist lichtdurchflutet. Die Angestellten können auf einer 400-Quadratmeter-Dachterrasse Pause machen, oder ein meeting abhalten. Modern geht es zu bei der neuen BLG. Die beiden Vorstandsvorsitzenden arbeiten in zwei Glaswürfeln, einsehbar in jedem Winkel. „Das haben die Sekretärinnen durchgesetzt“, witzelt Schwerdtfeger. Aber auch in echt gibt es Komplimente für das neue Interieur.

„Dass sich der Vorstand für Transparenz und gegen Wichtigtuerei entschieden hat, das war schon weit vorn“, findet einer, der es wissen muss. Kurt Neuefeind, Geschäftsführer des Inneneinrichters Popo mit Sitz im Viertel, feierte in diesem Jahr auch ein Jubiläum. 25 Jahre alt ist Popo geworden und bekam just in diesem Jahr den Auftrag der 100 Jahre älteren BLG. Und auch wenn Popo sich von zwei auf fast dreißig Mitarbeiter vergrößert hat und damit auch eine Erfolgsgeschichte vorzuweisen hat: Die Einrichtung der BLG-Etagen ist ein dicker Fisch. „Erst wollte die BLG nur ein Farbkonzept von uns, aber so sind wir ja nicht“, lächelt freundlich Neuefeind. Und da haben sie erst mal ganz freundlich ein Paar Vorschläge präsentiert, die über das Thema Farbe weit hinausgingen. In den Büros hat man sich für ein flexibles Regalsystem entschieden – „statt Schrankwand lebenslänglich“. Am weitesten über ihren Schatten gesprungen ist die BLG allerdings auf der Konferenzetage. „Dass man sich für Sitzungen nicht ins Kabuff zurückziehen muss, das hat die BLG eingesehen“, freut sich Neuefeind. Und sich von Popo vier großzügige Konferenzräume, mit Bar und Esszimmer einrichten lassen. „Und wenn mal jemand mithört, na und?“ beschreibt Neuefeind die Botschaft der offenen Raumstruktur. Offen mit einer Ausnahme und da ist die zweite Reminiszenz. In jedem Firmensitz gab es eine Art Kapitänskajüte in der unvermeidlichen Schiffsbugform, einen Raum mit Clubsesseln und Holzverkleidung, getaucht in gedämpftes Licht. „Da kann man auch mal gemütlicher sprechen. Oder Witze machen.“ Popo denkt sich rein in seine Kunden und ist stolz darauf. „Egal, ob bei uns jemand einen Handtuchhalter kauft oder drei Etagen einrichten muss, wir beraten umfassend“, beschreibt Neuefeind die Firmen-Philosophie. Mit ihren modernen, strengen Konzepten sind sie der BLG offenbar ins Auge gefallen. Gab es denn gar keine Meinungsverschiedenheiten zwischen der auch schon mal schrillen Möbelfirma und dem Firmenkoloss mit Hang zu blau und grau. „Doch“ erinnert sich Schwerdtfeger. „Die wollten uns so Stühle aus Baumstämmen verkaufen. Das kann ich mir in meine Laube stellen, aber nicht hier rein.“ Er meint den Hocker aus der Reihe bigfoot, zu sehen in den Ausstellungsräumen von Popo. Für die Parzelle sind die auf jeden Fall zu teuer. Elke Heyduck/ Fotos: S. Bargstedt

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