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Liebfrauen legen sich in Fesseln

Mehrere hundert Schüler einer katholischen Oberschule in Charlottenburg demonstrieren gegen die Sparpläne des Senats. Der will die Zuschüsse für Schulen in freier Trägerschaft kürzen. Start einer Aktionswoche. Großdemo ist geplant

Vielleicht haben katholische Schüler doch einen besonderen Draht zum lieben Gott. Als jedenfalls gestern rund 500 Schüler der Katholischen Schule Liebfrauen gegen geplante Kürzungen bei den Zuschüssen für Schulen in freier Trägerschaft protestierten, brach die Sonne durch die Wolken. Nach nasskalten Tagen stellten sich am Charlottenburger Theodor-Heuss-Platz Frühlingsgefühle ein.

Die Schüler, von denen jeder einen Stuhl mitgebracht hat, bauen sich wie eine riesige Schulklasse auf dem Bürgersteig auf. Ganz vorn auf der Tafel steht „Liebfrauen gegen Senatsfessel“, daneben spielen zwei Schüler auf E-Gitarren Pink-Floyd-Musik. „We just need good education“, singt die riesige Klasse, dann knebeln und fesseln die Schüler sich selbst. „Wir wollen symbolisch gegen die Senatsfesseln demonstrieren“, sagt Schülerverteter Marcel Redel. Denn eine Kürzung der Zuschüsse, wie sie der Senat plant, das sei doch wie Fesseln. Und natürlich ist klar, dass sich die Schüler am Ende von den Fesseln befreien werden.

Der Protest der Liebfrauenschüler ist der Auftakt einer Aktionswoche, die in eine Großdemonstration am 16. März münden soll. Die Unterstützung von CDU, FDP, den Grünen und der GEW ist ihnen sicher. In seltener Eintracht haben sie bereits gegen die Sparvorschläge von Bildungssenator Böger (SPD) protestiert. Auch nicht alle Mitglieder der rot-roten Abgeordnetenhausfraktionen sind von der Idee begeistert. Und selbst Böger gibt zu, dass es bildungspolitisch keinen Grund für die Kürzungen gibt. „Aber alle müssen sparen“, sagt der Senator.

Laut den Koalitionsvereinbarungen sollen die 120 freien Schulen in Berlin, zu denen sowohl konfessionelle als auch Waldorfschulen gehören, statt 97 künftig nur noch 90 Prozent der Personalkosten vom Land bekommen. Rechengrundlage dafür ist ein 37-jähriger Lehrer mit einem Kind. Das Durchschnittsalter der Berliner Lehrer aber liegt bei 47 – und 47-jährige Lehrer sind teurer. De facto bekommen die freien Träger also noch weniger. Die Kürzung soll den Landeshaushalt um 6,5 Millionen Euro erleichtern.

Die freien Träger rechnen anders. Nach ihrer Einschätzung sind Kinder, die auf freie Schulen gehen, für das Land um ein Drittel billiger. Denn das Land beteiligt sich zwar an den Personalkosten, nicht aber an Kosten wie Mieten, Gebäudeunterhaltung, Schulverwaltung. Sinnvoll sei es deshalb, mehr Schulen in freie Trägerschaft zu übergeben. Die Einsparsumme könne auch mit 2.000 neuen Schülern in freier Trägerschaft erreicht werden, sagt Ernst Benning, Elternvertreter am Evangelischen Gymnasium Zum Grauen Kloster. Die Sparpläne von Bildungssenator Böger dagegen würden für einige Schulen das Aus bedeuten, alle müssten die Elternbeiträge anheben. Das gehe aber nur begrenzt, sagt Monica Heyne-Radermacher, Elternvertreterin am katholischen Canisius-Kolleg. „Aber wir wollen keine Schule für Reiche sein.“ SABINE AM ORDE

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