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Im Reich der Reichen

Altonaer Museum zeigt Ausstellung über den Mythos Blankenese  ■ Von Anja Schaaf

Mythen, Legenden und Seemannsflunkereien haben zusammen mit der Landschaft und dem Fluss aus Blankenese das gemacht, was man heute kennt: Ein beliebtes Ausflugsziel mit einem Hauch von Fernweh – ein Ort, wo die Reichen wohnen. In der Ausstellung „Blankenese – ein Mythos“ im Altonaer Museum wird der Geschichte und den volkstümlichen Vorstellungen rund um den ehemaligen Luftkurort auf den Grund gegangen.

Weil Blankenese vor 700 Jahren das erste Mal in einer Urkunde erwähnt wurde, haben sich Nicole Tiedemann und Frauke Tietze da-rangemacht, die umfangreiche Sammlung des Museums nach Ausstellungsstücken zu durchstöbern. Die Vorarbeit wurde ihnen schon vor 100 Jahren von einem Gesinnungsgenossen abgenommen. Der Hamburger Privatier Gustav Kirsten hatte eine außergewöhnliche Leidenschaft für Heimatkunde, und so putzte er schon um 1900 Klinken bei Seemannsfrauen. Mit dem Ergebnis, dass er eine Sammlung von ungefähr 1000 Objekten zusammentrug.

Deren Trachten und Souvenirs erzählen von der Fischerei, die bis zum Verhängen der Kontinentalsperre 1806 im Gefolge der Napoleon-Kriege extrem erfolgreich war. Sie berichten aber auch davon, dass einige besonders kecke Segler es bis nach London und zurück schafften. Wenn allerdings ein Seemann nicht zurückkehrte, so trugen die Witwen typische Trauertrachten, die in ihren Abstufungen vier Phasen der Trauer symbolisierten.

Blankenese war oft Objekt künstlerischer Inspiration: Aus einigen Gemälden der Ausstellung, die aus verschiedenen Epochen stammen, spricht die sonnige Fröhlichkeit des Luftkurortes. Vorbeiziehende Schiffe erwecken die Sehnsucht des Betrachters nach weiter Ferne. Allerdings deuten andere in dunkleren und gedeckteren Farben gehaltene Bilder auch auf die Legenden hin, die sich um den Süllberg ranken: zum Beispiel, dass aus dem Berginneren ab und an ein dunkles Pochen zu hören war.

Da man auch im 19. Jahrhundert nicht mehr per pedes reiste, ist es interessant, die unterschiedlichen Verkehrsmittel zu betrachten. Die Dampfschiffe und Linienfähren, die die Gäste seit 1842 nutzen konnten, sind sicherlich bequemer gewesen als die Pferde-Omnibuslinie, die mit Schlaglöchern und wild gewordenen Pferden zu kämpfen hatte. Der besondere Vorteil dieser Art zu reisen ist, dass die Ausflügler in Muße die Landschaft genießen konnten.

Die Aussicht vom Süllberg entdeckte Peter Carl Georg Hansen für sich. Mit Sinn fürs Geschäft und die ausgetrockneten Kehlen der wandernden Städter eröffnete er das erste von heute so zahlreichen Ausflugscafes: Eine Milchbar.

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