: Offshore-Windpark: Trasse geht mitten durch Nationalpark
■ „Entscheidung ist durch“, sagt zweiter Stadtdirektor von Norderney – offizielle Bestätigung steht noch aus
Die Kabeltrasse für das Pilotprojekt eines Offshore-Windparks in der Nordsee verläuft direkt durch den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. „Das ist durch“, so knapp beschreibt Ludwig Salverius, stellvertretender Stadtdirektor von Norderney, die Rieseninvestition an der Küste. Die Bezirksregierung Weser-Ems bestreitet hingegen, dass bereits eine Entscheidung getroffen wurde. Aber: „Das Ding läuft, es gibt keine andere Lösung, die Entscheidung ist klar“, so Salverius zur taz.
Der Streit um den Verlauf der Stromkabeltrasse verhinderte bislang den Baubeginn des ersten Offshore-Windparks in Europa außerhalb der Zwölf-Meilen-Zone. Die Entscheidung zugunsten einer Kabeltrasse durch den Nationalpark ist eine Ohrfeige für alle Naturschutzverbände und für die Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven. Die war schon seit längerem nicht mehr an der Entscheidungsfindung beteiligt. Durchgesetzt hat sich die Wasser- und Schifffahrtsdirektion in Aurich, die eine alternative Kabelverlegung parallel zu den Schifffahrtswegen aus Sicherheitsgründen strikt abgelehnt hat. Inselvertreter trafen sich am Dienstag in einer Hamburger Anwaltskanzlei. „Wir wollen den Rahmen abstecken, in dem wir mit den Offshorekraftwerken leben können“, so Salverius. Die Inseln verlangen finanziellen Ausgleich für Einbußen im Fremdenverkehr, falls sich Gäste durch das Windmühlenpanorama gestört fühlen. Sie wollen eine auf Hochsee stationierte Radarüberwachung der Schifffahrtswege und fest stationierte Hochseeschlepper sowie eine schnelle Eingreiftruppe für Schiffshavarien. „Mit den Windparks steigt die Kollisionsgefahr auf der meistbefahrenen Schifffahrtsline der Welt“, erklärte Salverius, „wir wollen mehr Sicherheit.“
Die Umweltverbände sollen den Gedanken an eine Klage gegen eine Trassenverlegung durch den Nationalpark aufgegeben haben. „Die Verbände wissen Bescheid, und sie haben signalisiert, sie werden nicht gegen die Trasse klagen“, will Ludwig Salverius wissen. Holger Wesemüller vom WWF Bremen dementiert. Ihm sei die Entscheidung für die Trassen durch den Nationalpark nicht bekannt. Er zeigt sich kampfeslustig: „Wenn die da doch verlaufen sollten, werden wir alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen.“
Thomas Schumacher
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