: Angolas Regierung im Siegesglanz
Angolas Unita-Rebellen sind besiegt, die Regierung verkündet eine Waffenruhe. Zugleich tritt Simbabwes Präsident Mugabe in die Fußstapfen Savimbis als regionaler Buhmann. Erstes Anzeichen für neue Machtspiele: Angola und Ruanda nähern sich an
von DOMINIC JOHNSON
Angolas Regierung hat den Krieg gewonnen. Am Mittwoch verkündete die Regierung von Präsident Eduardo dos Santos die Einstellung aller „Offensivbewegungen“ gegen die Unita-Rebellen ab Donnerstag, 0 Uhr. Was wie eine Geste der Versöhnung klang, war in Wahrheit eine Siegesmeldung. Die Unita ist in den letzten Wochen entscheidend geschwächt worden. Ihr Führer Jonas Savimbi wurde nach offiziellen Angaben am 22. Februar getötet, drei Tage später auch sein designierter Nachfolger Antonio Dembo. Seitdem ist die Rebellenbewegung kopf- und konzeptlos.
Die einseitige Waffenruhe soll laut Regierung „die Herstellung von Kontakten“ zwischen den Kriegsparteien im Hinblick auf einen kompletten Waffenstillstand ermöglichen. Ziel, so eine gestern vom Kabinett verabschiedete Erklärung, sei „Dialog und Zusammenarbeit“ zwischen der Regierungsarmee und den Rebellen. Als Lockmittel wurde die Möglichkeit einer Amnestie für die Unita angeboten, die außerdem gemäß den Bestimmungen des Lusaka-Friedensabkommens von 1994 in die Politik eingegliedert werden soll.
Gestern begrüßten Unita-Vertreter die Ankündigung als Chance für einen neuen Friedensprozess. Die noch lebenden Führer der Bewegung hatten bereits letzte Woche Dialog auf der Grundlage des Lusaka-Friedensabkommens angeboten. So scheint nun eine politische Lösung des ältesten Bürgerkrieges in Afrika möglich – aber der Sieger diktiert die Bedingungen.
Angolas Armee, mit 100.000 Mann die größte stehende Armee Schwarzafrikas, steigt damit zum wichtigsten Machtfaktor in der Region auf. Angolas Regierung, Empfänger der größten Investitionen internationaler Ölkonzerne auf dem Kontinent und privilegierter Verbündeter der USA in der Region, weist zugleich den Weg, wie man Konflikte beendet. Die Verkündung der Waffenruhe in Angola folgt nicht zufällig direkt auf zwei wichtige Wahlen in der Nachbarschaft: die von Unregelmäßigkeiten begleitete, aber international ignorierte Wiederwahl von Angolas Freund Denis Sassou-Nguesso zum Präsidenten von Kongo-Brazzaville; und die ebenso missratene, aber international gescholtene Wiederwahl von Robert Mugabe zum Präsidenten von Simbabwe. Angolas Staatschef Dos Santos wird nun weltweiten Beifall bekommen, während sein simbabwischer Amtskollege Strafmaßnahmen fürchten muss.
Dies verändert das Machtgefüge in der Region, denn Dos Santos und Mugabe sind Rivalen. Sie unterstützen gemeinsam die Regierung der Demokratischen Republik Kongo gegen Rebellen, aber zuletzt hatte Angola den Kürzeren gezogen. Simbabwes Militär kontrolliert die einträglichsten Bergwerke und zieht die wichtigsten Fäden in der Regierung des jungen Präsidenten Joseph Kabila, während Angola Einfluss verloren hat.
In den letzten Monaten mehrten sich Anzeichen für eine Annäherung zwischen Angola und Ruanda, Hauptunterstützer der kongolesischen Rebellen und Simbabwes Erzfeind im Kongo. Hochrangige ruandische Regierungsdelegationen, darunter Führer der ruandischen Armee, besuchten Angola im vergangenen Dezember und Januar. Gut informierte Kreise in der Region berichten, Ruanda habe Angola ein Bündnis angeboten und als Geste des guten Willens Hilfe bei der Eliminierung Savimbis vorgeschlagen. Ruanda würde dabei seine 1998 gewonnenen Einblicke in die innersten Unita-Zirkel nützen: Damals hatte Angolas Armee einen ruandisch unterstützten Putschversuch in Kinshasa verhindert, woraufhin die Unita die zerstreuten ruandischen Einheiten aufnahm und nach einiger Zeit im Busch nach Ruanda zurückschickte.
Ob Ruanda nun direkt an der Ermordung Savimbis beteiligt gewesen ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Aber Presseberichten zufolge ist aus Portugal und den USA bestätigt worden, dass Angolas Armee bei der letzten Operation gegen Savimbi ausländische Hilfe erhielt. Am 13. Februar, so ein Bericht, hätten UN-Diplomaten in Europa auf Vorschlag der angolanischen Regierung Savimbi angerufen, um über Friedensverhandlungen zu reden. Die Überwachung dieses Anrufs habe der Regierung ermöglicht, den Rebellenchef zu orten. Savimbi sei am 18. Februar gefangen genommen und später hingerichtet worden.
Kongolesische Quellen melden dazu, dass Ruanda und Angola erwägen, bei einem Scheitern des derzeit in Südafrika laufenden Dialogs zwischen den Kriegsparteien des Kongo gemeinsam gegen Kabila und Simbabwe vorzugehen. Ein Scheitern des „innerkongolesischen Dialogs“ wird mit Mugabes Wahlsieg wahrscheinlicher, denn Simbabwes Präsident ermutigt Kabila zur Unnachgiebigkeit. Kongos Rebellen beklagen bereits eine auf Mugabes Sieg zurückzuführende zunehmende „Arroganz“ der Regierungsdelegation bei den Kongo-Gesprächen. Zugleich aber tritt Robert Mugabe die Nachfolge Jonas Savimbis als Buhmann des südlichen Afrika an. Nie war die Gelegenheit für Angolas Regierung günstiger, sich machtpolitisch durchzusetzen und zugleich den Friedensbringer zu spielen.
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