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Anschlag bewiesen

Innenminister Schily in Tunis: 100-prozentige Sicherheit, dass Explosion von Djerba kein Unfall war. Erkenntnisse über Tanklaster und die Ladung

BERLIN afp/taz ■ Die Explosion an einer Synagoge auf der tunesischen Insel Djerba war ein Terroranschlag. Das wisse man mit „100-prozentiger Sicherheit“, sagte Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) gestern kurz vor seiner Abreise in Tunis. Dafür gebe es konkrete Beweise.

Schily war bei seinem zweitägigen Besuch mit dem tunesischen Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali zusammengetroffen, nachdem er am Sonntag an der Synagoge Blumen niedergelegt hatte. Bei dem Anschlag waren 16 Menschen ums Leben gekommen, darunter elf Deutsche.

Der Bundesinnenminister sagte, es gebe nun Informationen darüber, was der Tanklastwagen geladen hatte, der vor einer Synagoge auf Djerba explodiert war. Ebenso soll es Erkenntnisse geben, wie die Explosion ausgelöst wurde. Man gehe davon aus, dass mehrere Personen in den Anschlag verwickelt seien. Genaue Einzelheiten wollte der Innenminister allerdings wegen der laufenden Ermittlungen nicht preisgeben.

Schily betonte die gute deutsch-tunesische Zusammenarbeit. Beide Seiten seien daran interessiert, die Hintergründe des Verbrechens aufzuklären. Vor Ort unterstützen sieben Mitarbeiter des Bundeskriminalamts (BKA) die Ermittlungen.

Die tunesischen Behörden hatten anfangs an der Darstellung festgehalten, dass die Explosion vor der Synagoge La Ghriba am 11. April ein Unfall gewesen sei. Erst Tage nach dem Ereignis hatte man die Möglichkeit eines Anschlags eingeräumt. Der Regierung war auch vorgeworfen worden, Beweise vernichtet zu haben, indem kurz nach der Explosion Aufräumarbeiten angeordnet worden waren.

Schily wurde bei seinem Besuch von Generalbundesanwalt Kay Nehm sowie den Vizepräsidenten des BKA und des Bundesamts für Verfassungsschutz, Bernhard Falk und Klaus-Dieter Fritsche, begleitet. Die Ermittlungen des BKA über eventuelle deutsche Kontaktmänner dauern an. NJ

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