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Serbenführer stellt sich

Milan Martić fliegt freiwillig nach Den Haag und rechnet mit baldiger Rückkehr, Del Ponte will Anklage ausweiten

BELGRAD ap ■ Der frühere kroatische Serbenführer Milan Martić stellt sich dem Haager Tribunal für Kriegsverbrechen. Martić machte sich gestern Morgen auf den Weg in die Niederlande, um sich dem UN-Tribunal auszuliefern. Er ist dort angeklagt, im Mai 1995 die kroatische Hauptstadt Zagreb beschossen zu haben. Dabei wurden mehrere Zivilisten getötet und Dutzende verletzt.

Mit Martić reiste der frühere serbische Armeeoffizier Mile Mrkšić, den die UN ebenfalls vor Gericht stellen wollen. Mrkšić befehligte 1992 die von Serben dominierte jugoslawische Armee beim Angriff auf die kroatische Stadt Vukovar. Später kommandierte er unter Martić serbische Rebelleneinheiten in Kroatien. „Ich reise freiwillig nach Den Haag“, betonte Martić am Belgrader Flughafen. „Wenn es eine Gerechtigkeit gibt, dann komme ich schon bald zurück.“ Die Haager Chefanklägerin Carla Del Ponte erklärte unlängst, die Anklagepunkte gegen Martić würden vermutlich schon bald ausgeweitet. Seine Rebelleneinheit soll 1991–1995 in Kroatien tausende Menschen getötet und zehntausende vertrieben haben.

Martić galt zu Zeiten der Unabhängigkeitserklärung der jugoslawischen Teilrepubliken 1992 als enger Vertrauter des damaligen serbischen und späteren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević, der ebenfalls in Den Haag vor Gericht steht. 1995 zerstritt sich Martić mit Milošević und lancierte den Angriff auf Zagreb als Racheakt .

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