piwik no script img

Umhegte Existenzgründer

In einer Woche beginnen die „Deutschen Gründer- und Unternehmertage“ in Berlin. Dabei zeigt sich, wie wichtig klein- und mittelständische Firmengründungen sind. Denn 80 Prozent aller Auszubildenden lernen in mittelständischen Unternehmen

von TILMAN VON ROHDEN

Man glaubt es kaum, aber das Land Berlin ist mit seinem jämmerlichen Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,2 Prozent im vergangenen Jahr gleichzeitig ein sehr beliebter Ort für Existenzgründungen. Im abgelaufenen Jahr wurden dort im Saldo 4.521 Unternehmen neu angemeldet. Diese klein- und mittelständischen Neugründungen sind insbesondere für den Ausbildungssektor wichtig: 80 Prozent aller Auszubildenden lernen ihren Beruf in mittelständischen Unternehmen, hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft herausgefunden.

Die Berliner Erfolge bei den Existenzgründungen beruhen nicht auf Zufall, sondern sind das Ergebnis einer systematischen Pflege der Existenzgründerszene: 23 Gründer- und Technologiezentren existieren vor Ort und bieten dieser Zielgruppe ausgezeichnete Startbedingungen. Das Existenzgründer-Institut Berlin sowie das Technologie-Coaching Center bieten Hilfe und Beratung. Daneben stehen Tagungen, Messen und Wettbewerbe, die sich speziell an Existenzgründer wenden.

Auch Deutschlands wichtigstes Veranstaltung für Entrepreneure ist in Berlin beheimatet, seit 1985 werden in der Hauptstadt die Deutschen Existenzgründertage ausgerichtet. Dieses Mal heißt die vom 24. bis 26. Mai dauernde Veranstaltung in den Messehallen unter dem Funkturm erstmalig „Deutsche Gründer- und Unternehmertage“ (DeGUT). Damit soll eine veränderte Zielrichtung der Messe schon im Namen signalisiert werden.

„Mit der thematischen Ausweitung tragen wir Erfahrungen Rechnung, wonach gerade Unternehmen in der ersten Nachgründungsphase intensive Betreuung benötigen, um sich erfolgreich am Markt zu behaupten“, sagt Brandenburgs Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß. Brandenburg gehört neben Berlin sowie der M & A Messe- und Ausstellungsgesellschaft Lübeck zu den Ausrichtern der Messe. Erstmalig tritt das Bundeswirtschaftsministerium als offizieller Partner der DeGUT auf, um die thematische Ausweitung institutionell zu unterfüttern. Weitere offizielle Partner sind die Deutsche Ausgleichsbank und die Investitionsbanken von Berlin und Brandenburg.

Existenzgründern sowie jungen Unternehmen widmet sich die Gesamtveranstaltung. Sie umfasst die Bereiche Existenzgründungs- und Unternehmensberatung, Finanzdienstleistungen, Gewerbestandorte, Franchising, Bildung sowie Büroausstattung und -services. Auf einer Fläche von rund 5.000 Quadratmetern präsentieren sich über 160 Aussteller, darunter Finanzdienstleister wie Banken und Venture-Capital-Unternehmen und Franchisegeber, Weiterbildungsinstitutionen, Ministerien und Berufsverbände, Kammern und Wirtschaftsförderungsgesellschaften und Unternehmensberatungen sowie Technologie- und Gründerzentren.

Auch das alljährlich stattfindende Seminarprogramm richtet sich in diesem Jahr gleichermaßen an Existenzgründer und Jungunternehmer. Mehr als 60 Foren, Workshops und Seminare liefern Tipps und nützliche Informationen rund um Gründung und Wachstum. Daneben sorgen spezielle Veranstaltungen zu nationalen oder internationalen Trends für die überregionale Bedeutung der Messe.

Erstmalig ist das „Gründernetwork“ auf der DeGUT vertreten. Dieses Angebot richtet sich an junge Firmen und bietet Gelegenheiten zur Selbstdarstellung: An kleinen Ständen präsentieren Jungunternehmer Unternehmensziele, um neue Kunden und Geschäftspartner zu finden. Das Gründernetwork versteht sich als Chance zur Bildung unternehmerischer Netzwerke.

Fortgeführt wird das Segment Franchising. Neben dem Deutschen Franchise Verband, der wieder mit seinen Mitgliedsunternehmen auf einem Gemeinschaftsstand präsent ist, wirbt das Internetportal Franchisenet für dieses aus den USA stammende Geschäftsmodell. Darüber hinaus präsentieren sich weitere Franchise-Unternehmen auf Einzelständen.

Geblieben ist die Tradition des Internationalen Fensters, dieses Jahr mit dem Schwerpunkt Osteuropa (siehe Spalte links). Das Ziel des Internationalen Fensters ist es, bereits bestehenden Unternehmen Türen zu neuen ausländischen Partnern zu öffnen.

Mit dieser Programmatik will die Ausstellung ihren Ruf als bundesweite Leitmesse des Jungunternehmertums untermauern. Die überregionale Bedeutung zeigt sich daran, dass der Anteil der teilnehmenden Aussteller, die nicht aus Brandenburg oder Berlin kommen, wie in der Vergangenheit bei rund 40 Prozent liegt. Über 80 Prozent der rund 8.000 erwarteten Besucher nimmt voraussichtlich am Seminarprogramm teil. Diese Prognose beruht auf Besucherbefragungen der Vergangenheit. Sie haben auch ergeben, dass im Durchschnitt knapp 60 Prozent der Messebesucher eine Existenzgründung planen, rund 40 Prozent des Publikums hat den Schritt in die Selbstständigkeit bereits vollzogen und lässt sich auf der Veranstaltung über die weiteren Schritte rund um Unternehmenssicherung und Unternehmenswachstum beraten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen