„Ich sage ja nicht, dass ich nichts sage“

Verena Butalikakis, die neue Generalsekretärin der Berliner CDU, will sich zwar zu Wort melden, aber kein Sprachrohr der Partei sein. Die angebliche Geschlossenheit der Union sieht sie durch ihr schlechtes Wahlergebnis nicht beschädigt

taz: Noch geschockt, Frau Butalikakis?

Verana Butalikakis: Nein, wieso?

Weil ein von Ergebnis 54 Prozent ohne Gegenkandidatur eine Katastrophe ist.

Ich kenne aber die Partei, da kann so etwas eben passieren. 54 Prozent, das ist die Mehrheit, und da brauche ich es noch nicht einmal mit Adenauer zu halten, dem eine Stimme Mehrheit reichte – es waren bei mir je doch ein paar mehr.

Jetzt kommen viele Leute auf Sie zu und versichern Ihnen, dass sie für Sie gestimmt haben. Woher orten denn dann die Gegenstimmen?

Ich orte da gar nicht. Natürlich habe ich da meine Vermutungen, die werde ich aber nicht öffentlich sagen.

„Geschlossenheit“ war der zentrale Begriff dieses Parteitags. Günter Nooke hat seine Kandidatur zurückgezogen, um diesen Eindruck nicht zu beschädigen. Ihr Ergebnis spricht aber nicht für Geschlossenheit.

Wenn sie alle Wahlgänge zusammen anschauen, dann ergibt sich für mich schon dieses Gesamtbild von Geschlossenheit.

Gut, aber Ihr Posten ist eine sehr exponierte Position.

Ich bleibe dabei: In der Gesamtbetrachtung geben wir ein geschlossenes Bild ab.

Ihre Bewerbungsrede war nicht besonders individuell. Von vielen, auch von Fraktionschef Frank Steffel, ist zu hören, dass das zumindest einigen Delegierten nicht gefallen hat.

Christoph Stölzl hatte ja meine persönlichen Daten schon ausführlich genannt, insofern wollte ich sie nicht wiederholen. Zudem glaube ich, dass mich viele Delegierte kennen, zumindest aus der Entfernung.

Sie haben schon vor Ihrer Wahl gesagt, dass Sie sich nicht als Sprachrohr sehen. Was ist denn ein Generalsekretär sonst als ein Sprachrohr, das der Partei Öffentlichkeit verschafft?

Wir haben mit Christoph Stölzl und Frank Steffel zwei hervorragende Sprachrohre. Mir geht es viel um das Wirken nach innen, um das Organisatorische …

dafür gibt es aber doch einen Landesgeschäftsführer

… um Parteistrukturen, Programmarbeit und einen Bereich, der mir sehr am Herzen liegt, den des Sozialen. Den möchte ich mir gerne vorbehalten.

Aber dafür hat die Berliner Union doch auch schon Experten. Soll das klassische Bild des Generalsekretärs als Wadenbeißer – wie Laurenz Meyer oder früher Heiner Geißler bei der CDU und Franz Müntefering bei der SPD – ganz wegfallen?

Als Angela Merkel Generalsekretärin der CDU war, wurde ihr da die Rolle des Wadenbeißers zugeschrieben?

Aber selbst Merkels erster eigener Generalsekretär Ruprecht Polenz ist mit einem eher zurückhaltenden Stil gescheitert.

Wir wollen mal sehen.

Während Sie kein Sprachrohr sein wollen, betreibt Exgeneralsekretär Volker Liepelt seine Bundestagskandidatur in einem Stil, als wäre er noch im Amt. Er forderte zum Beispiel Wowereit auf, von seiner Australienreise oder aber vom Amt zurückzutreten. Er will sich auch zukünftig nicht zurücknehmen. Wie passt das zusammen?

Das wird sicherlich von der jeweiligen Situation abhängen. Zu der Australienreise hätte ich ganz sicher etwas gesagt. Ich sag ja nicht, das ich nichts sage. Aber ich bin auch der festen Überzeugung, dass reine Polemik wie bei Münterfering …

und bei Laurenz Meyer

… – der macht ja keine reine Polemik – in der heutigen Zeit nicht mehr interessiert. Man muss Sachen zuspitzen können, aber nicht polemisch werden.

INTERVIEW:
STEFAN ALBERTI