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Freie Bahn für Álvaro Uribe

Der Lieblingskandidat der USA und der Paramilitärs erzielt im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit. In seiner Siegesrede am Wahlabend gibt sich der neu gewählte Präsident versöhnlich und staatsmännisch – seine Anhänger bleiben sich treu

von GERHARD DILGER

Lange war unklar, in welchem Wahllokal in Bogotá der künftige kolumbianische Präsident seine Stimme abgeben würde. Erst am Sonntagnachmittag tauchte Álvaro Uribe mit einem Riesentross von Leibwächtern an der Plaza de Bolívar auf, ganz in der Nähe des Präsidentenpalasts, den er am 7. August beziehen wird. Doch weder bei der Stimmabgabe noch bei seiner Siegesrede zeigte der zierliche Hardliner mit der Nickelbrille überschwängliche Gefühlsregungen.

Dabei übertraf Uribe, ein Abweichler der liberalen Partei, mit 53 Prozent der gültigen Stimmen selbst die für ihn günstigsten Umfrageergebnisse. Keine Stichwahl – dieses Novum zeigt, wie groß der Vertrauensvorschuss des Wahlvolks ist. Abgeschlagen trotz der Unterstützung durch seinen gut geölten Parteiapparat kam der liberale Haudegen Horacio Serpa nur auf 31,7 Prozent. Auch auf den weiteren Plätzen landeten unabhängige Kandidaten: Mit 6,2 Prozent erzielte der charismatische Gewerkschafter Lucho Garzón das beste Ergebnis für einen linken Kandidaten seit Jahrzehnten – und doch deutlich weniger, als er erhofft hatte. Die ehemalige Konservative Noemí Sanín, vor vier Jahren noch das Zünglein an der Waage, brachte es nur noch auf 5,8 Prozent. Über 53 Prozent der wahlberechtigten 24 Millionen KolumbianerInnen blieben zu Hause.

Ebenso störungsfrei wie in Bogotá war der Wahlverlauf in den anderen Städten. Anders sah es in vielen ländlichen Gegenden aus: In 16 Provinzen kam es zu Gefechten und Anschlägen auf Strommasten, Brücken und eine Pipeline. Dabei starben mindestens 13 Menschen. 46.900 Wähler seien an der Stimmabgabe gehindert worden, sagte Armeechef Fernando Tapias.

Bereits die ersten Teilergebnisse wiesen eine deutliche absolute Mehrheit für Uribe aus. Vier Stunden nach Schließung der Wahllokale stand das Ergebnis praktisch fest. Doch anders als bei früheren Wahlen wollte keine richtige Feierstimmung aufkommen – denn Uribe hatte vor allem eines versprochen: Krieg gegen die Guerilleros der „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (Farc) und des „Heers zur nationalen Befreiung“ (ELN).

Überraschend versöhnlich klang daher seine Siegesrede. Uribe, der in beiden Kammern des Parlaments eine klare Mehrheit hinter sich weiß, kündigte an, er werde sich unverzüglich um eine internationale Vermittlung im bewaffneten Konflikt bemühen. „Die gewalttätigen Gruppen werden immer Möglichkeiten zum Frieden haben“, behauptete er.

Sämtliche unterlegenen Rivalen lobte er in den höchsten Tönen, vielleicht als Vorgeschmack auf die „intensive, aber brüderliche Debatte“, die das Land brauche. „Weil wir zivile Umgangsformen zurückgewinnen wollen, sind wir dazu gezwungen, eine große nationale Einheit zu weben.“

Näher an Uribes Wahlkampfrhetorik lagen seine Sympathisanten. Eine der ersten Gratulantinnen war US-Botschafterin Anne Patterson. Das Wahlergebnis zeige, dass „die Kolumbianer genug vom Terrorismus“ hätten. Ebenfalls begeistert zeigten sich die Paramilitärs der „Vereinigten Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens“ (AUC) auf ihrer Homepage. Ein „legitimer, aber noch schwacher“ Staat, so ein Kommandant des AUC-Generalstabs, stehe noch immer in Konflikt mit einer „authentischen Achse des Bösen, bestehend aus Terrorismus, Drogenhandel sowie privaten und staatlichen Korruptionsnetzen“.

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