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Bahn kommt an ihre Grenze

Die Bahnlinie von Leer nach Groningen wird am Sonntag endlich eröffnet, aber die Fahrgäste müssen an der niederländischen Grenze umsteigen

Sonntagmorgen um 8.48 Uhr wird der erste Zug von Leer Richtung Groningen /Niederlande abfahren. Damit ist ein fast siebenmonatiger Streit zwischen der Deutschen Bahn einerseits und den niederländischen und deutschen Regionalbehörden andererseits vorerst beendet (die taz berichtete). „Es wird wohl nichts mehr die Eröffnung der Bahnlinie verhindern“, kommentierte der Sprecher der Bahn, Hans-Jürgen Frohns, sybillinisch.

Allerdings werden die deutschen Triebwagen nur bis zur Grenze nach Neuschanz rollen. Dort müssen die Fahrgäste in einen niederländischen Triebwagen der Regionalbahn Noordned umsteigen. Deutsche und Niederländer hatten sich nicht über Ausgleichszahlungen einigen können, falls ein deutscher Triebwagen direkt nach Groningen fahren sollte. Die Deutsche Bahn fordert 900.000 Euro.

Für fast 16 Millionen Euro öffentlicher Gelder war die Bahnstrecke schon im Dezember 2001 fertig gestellt worden. Trotzdem weigerte sich die Bahn, die Strecke freizugeben. Massiver Protest der niederländischen Regionalbahn und anliegender Kommunen ließen dann die niedersächsische Wirtschaftsministerin einschreiten. Neben den Ausgleichzahlungen war vor allen Dingen die Emsbrücke bei Weener Streitobjekt. Die Bahn weigerte sich, Brückenwärter einzustellen. Die Brücke muss aber regelmäßig für den Binnenschiffverkehr geöffnet werden. Außerdem ist sie ein wichtiges Nadelöhr im Nahverkehr und für den Tourismus: Fußgänger und Radfahrer können bei geschlossener Brücke zur anderen Emsseite wechseln. Während der Landkreis Leer jetzt einen Großteil der Brückenwärterkosten trägt, konnte das Problem der Ausgleichszahlungen noch immer nicht gelöst werden. Längerfristig ist aber geplant die Züge von Leer nach Groningen durchlaufen zu lassen.

Eigentlich sollte die Bahnlinie schon am 1. Juni eröffnet werden. Wegen der Überführung des Luxusliners „Brilliance of the Seas“, von der Papenburger Meyer Werft ins niederländische Eemshafen blieb die Brücke aber so lange ausgehängt, bis genügend Wasser in der Ems aufgelaufen war, um das Schiff Richtung Nordsee bugsieren zu können.

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