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Sie kam, Seleção und siegte

Dank seiner beiden Stars Rivaldo und Ronaldo setzt sich ein vorsichtiges brasilianisches Team mit 2:0 gegen die überraschend starken Belgier durch und spielt im WM-Viertelfinale nun gegen England

aus Kobe ARNE RICHTER (dpa)

Rivaldo und Ronaldo haben den Topfavoriten Brasilien vor dem drohenden Achtelfinal-Aus bewahrt und eine weitere Sensation bei der Weltmeisterschaft verhindert. Dank ihrer Tore in der 67. und in der 87. Minute kam der viermalige Weltmeister am Montag in Kobe zum glücklichen 2:0 gegen die starken Belgier und zog ins Viertelfinale ein. In der Runde der letzten acht trifft das einzige noch im Turnier verbliebene Team aus Südamerika am Freitag (8.30 Uhr) in Shizuoka auf die englische Nationalmannschaft, die unter den 40.440 Zuschauern saß und von ihrem nächsten Gegner nur wenig beeindruckt war. Auch Ronaldo, der mit seinem fünften WM-Treffer in der Torschützenliste mit Miroslav Klose gleichzog, blieb hinter den Erwartungen zurück.

Die englischen Spieler sahen eine belgische Mannschaft, die von Trainer Robert Waseige taktisch klug eingestellt war. Statt sich auf die Defensive zu beschränken und auf Konter zu hoffen, suchte das Team mit drei Stürmern sein Heil in der kontrollierten Offensive. Dabei offenbarten die Südamerikaner erneut Unsicherheiten in der Abwehr. Von ihrem berühmt-berüchtigten Angriffswirbel war nur wenig zu sehen, weil die von ihnen als „Fußballbürokraten“ verspotteten Belgier geschickt die Räume eng machten.

Lediglich durch Einzelaktionen sorgten die technisch weit überlegenen Brasilianer für etwas Gefahr. Dabei taten sich der schussgewaltige Roberto Carlos, der dribbelstarke Ronaldinho und der schnelle Ronaldo, der gleich drei Chancen (19., 37., 41.) besaß und von der Deckung der „Roten Teufel“ nie ganz ausgeschaltet werden konnte, besonders hervor.

Die Belgier wurden mit zunehmender Spielzeit selbstbewusster, kombinierten gekonnt und brachten ihren Gegner mehr und mehr in Verlegenheit. In der 36. Minute erzielten sie sogar einen Treffer durch den Schalker Marc Wilmots. Doch der jamaikanische Schiedsrichter Peter Prendergast verwehrte dem Kopfball-Tor wegen angeblichen Foulspiels die Anerkennung.

Auch nach dem Wechsel kontrollierten die Belgier mit ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit die südamerikanischen Einzelkönner. Auf den von den brasilianischen Fans dominierten Rängen wurde es stiller. Der überragende Wilmots (53., 63.) jagte ihnen gleich zweimal einen Schreck ein mit zwei gefährlichen Schüssen. Nur ihrem prächtig reagierenden Torhüter Marcos hatten es die Brasilianer zu verdanken, dass sie nicht in Rückstand gerieten.

Es bedurfte einer Einzelleistung von Rivaldo (67.), um die Seleção auf die Siegerstraße zu bringen. Sein Schuss aus 16 Metern wurde noch von Timmy Simons unglücklich abgefälscht. Die Belgier ließen sich nicht erschüttern und kämpften weiter. Die beste Möglichkeit zum Ausgleich hatte der Berliner Bart Goor (73.), der nach einer Flanke den Ball nur knapp mit dem Kopf verpasste. In der 87. Minute machte Ronaldo den Sieg perfekt.

„Rivaldo war für mich der Unterschied“, sagte Belgiens Coach Waseige und lobte sein eigenes Team: „Die Nationalmannschaft hat den belgischen Fußball gut repräsentiert. Wir waren ja nicht angetreten, um Weltmeister zu werden.“ Bei dieser Gelegenheit verabschiedete sich der Wallone auch gleich von seinem Amt, in dem er zuletzt sehr umstritten war: „Meinem Nachfolger wünsche ich genauso viel Spaß, wie ich ihn in den drei Jahren hatte.“

Brasiliens Trainer Luiz Felipe Scolari war weit entfernt davon, sein Team für seine wenig souveräne Darbietung zu kritisieren. „Ich bin sehr glücklich, dass wir im Viertelfinale sind, und sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Sie hat sich als echtes Team präsentiert und um jeden Ball gekämpft.“ Wichtige Eigenschaften für Scolari, der zugab, dass die Priorität gewesen war, „ein Gegentor zu vermeiden“. An das Spiel gegen England denke er noch nicht, sagte Scolari: „Ich will erst einmal entspannen.“ Was nach einem solchen Spielverlauf auch durchaus verständlich klang.

Brasilien: Marcos - Lucio, Edmilson, Roque Junior - Cafu, Gilberto Silva, Juninho Paulista (57. Denilson), Ronaldinho (81. Kleberson), Roberto Carlos - Rivaldo (90. Ricardinho), Ronaldo Belgien: de Vlieger - Peeters (73. Sonck), van Buyten, Simons, van Kerckhoven - Vanderhaeghe, Walem, Goor - Mbo Mpenza, Verheyen, Wilmots Schiedsrichter: Prendergast (Jamaika) Zuschauer: 40.440 Tore: 1:0 Rivaldo (67.), Ronaldo (87.)

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