unterm strich:
Mit Michael Naumann (SPD) hatte das neu geschaffene Amt eines Kulturstaatsministers intellektuellen Glanz bekommen, mit seinem Nachfolger Julian Nida-Rümelin (SPD) ist es im Dickicht des Stiftungsdschungels zwischen Bund und Ländern angekommen. Der Kanzlerkandidat der Union, CSU-Chef Edmund Stoiber, hat nun offenbar ein Auge auf Christoph Stölzl geworfen, früher Direktor des Deutschen Historischen Museums in Berlin. Stölzl hält sich bedeckt in dieser Frage, denn schließlich wurde er erst im Mai Vorsitzender der Berliner CDU und möchte sicher nicht im Wahlkampf verheizt werden.
Als vorvorletzter Senator für Kultur in Berlin hatte Stölzl sich für eine stärkere Beteiligung des Bundes an der Berliner Kultur eingesetzt. Er konnte sich sogar vorstellen, die Staatsoper Unter den Linden an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz anzugliedern. Als Bundespolitiker hätte er große Chancen, sich für die Realisierung dessen einzusetzen, was er als Berliner Kultursenator gefordert hat. Aber ein langes Gedächtnis gehört nicht zu den Kompetenzen, die von Politikern in der Mediengesellschaft gefordert werden.
Den mit 75.000 Euro dotierten „Central Kunstpreis“, den die Central Krankenversicherung seit 1996 verleiht, erhält der Wiener Künstler Florian Pumhösl. Der 31-jährige Künstler reflektiert in seinen Werken die Entstehungsbedingungen der Moderne. Dabei untersucht er die Architekturen, die zur Chiffre des Modernen geworden sind, und geht auf die ökonomischen Voraussetzungen ein, zum Beispiel in der Geschichte der Industrialisierung und Kolonialisierung. Diese Beschäftigung mit der „Utopie“ und ihrem „globalen Scheitern“ führte Kathrin Rhomberg, Leiterin des Kölnischen Kunstvereins in der Begründung für den Preis an.
Im Norden Pakistans, an der Grenze zu Afghanistan, bietet die Universität von Peschawar erstmals praxisnahe Kurse für Mullahs an. Die Islamschulen, die diese Geistlichen ausbilden, tabuisieren viele Alltagsprobleme der Menschen geradezu. Das Programm umfasst Themen wie Umweltschutz, Frauenrechte, Menschenrechte, Gesundheitsvorsorge für Kinder, eine Reise nach Islamabad und ein Treffen mit dem Kinderhilfswerk der Unicef. Doch einfach abzubauen ist das Misstrauen zwischen den religiösen Lehrern und den Entwicklungshilfeorganisationen, die oft als Verlängerung der Kolonialisierung angesehen werden, nicht. Unter den Teilnehmern des ersten Kurses gab es auch Empörung über eine unterrichtende Frau und die Benutzung von Fernsehen und Video.
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