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der nitrofen des tagesWeil sich der Nitrofenskandal langsam beruhigt, soll es jetzt einen Nitrofuranskandal geben

Ulrich Heinrich, agrarpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion

Zuerst hieß es: Die Mecklenburger Lagerhalle in Malchin ist vielleicht nicht die einzige Quelle. Jetzt heißt es: Vielleicht wurde das verseuchte Getreide über eine zweite Halle und eine Getreidereinigungsanlage weiterverbreitet. Vorsorglich sperrte Mecklenburgs Agrarminister Till Backhaus (SPD) beide Anlagen und entlastete weitere Betriebe. Und: Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) hat gestern eine Eilverordnung zur Halbierung des Grenzwerts für Nitrofen in Säuglingsnahrung vorbereitet – von 0,01 auf 0,005 Milligramm Nitrofen je Kilo.

Man könnte meinen: Langsam beruhigt sich der Nitrofenskandal. Das passt nicht allen. Ulrich Heinrich zum Beispiel nicht. Der ist Landwirt, stellvertretender Kreisbauernverbandschef, agrarpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Und Wahlkämpfer. Diese Eigenschaften im Rücken, eröffnete er ein neues Gefechtsfeld, um Renate Künast zu Leibe zu rücken: Nitrofuran. Warum, will Heinrich wissen, hat die Verbraucherministerin das Problem bis letzten Sonntag verschwiegen? Wo es doch schon im April Warnungen durch die Länder gab. Wo er doch schon Ende Mai im Bundestag darüber referierte. Wo doch die EU schon im April agierte?

„Die EU hat Anfang April ein völlig neues Analyseverfahren vorgeschrieben“, sagt Stefan Hönig, beim hessischen Sozialministerium zuständig für Lebensmittelkontrolle. Bei diesem Verfahren wird nicht auf das sich schnell zersetzende Nitrofuran getestet, sondern auf Abbauprodukte der Tiermedizin. „Es gab in Europa nur drei Labors, die solche Tests machen konnten“, sagt Hönig. Zwei in Holland und eines in Belfast. Weil Shrimps, Fisch und Geflügel aus Thailand, Vietnam oder Brasilien entweder über die Häfen Hamburg und Bremen oder aber per Flugzeug via Frankfurt nach Deutschland kommt, hatten es die Stadtstaaten gut: Sie ließen ihre Ware in den holländischen Labors testen. „Wir mussten dagegen erst ein eigenes Testverfahren aufbauen“, so Hönig. Und das brauchte seine Zeit.

Seit knapp zwei Wochen arbeitete das Labor nun. Hönig: „Der Eindruck, lange hätte niemand etwas getan, entsteht, weil jetzt erste Testergebnisse kommen.“ Alle verdächtigen Lieferungen, die seit Anfang April eingefroren wurden, werden jetzt untersucht. „Es kommt nichts Belastetes in den Verkehr“, sagt Hönig. Mit einer Ausnahme: Von 5,7 Tonnen, die schon vor Inkrafttreten der EU-Regelung angeliefert wurde, sind 2 Tonnen ausgeliefert. Und wahrscheinlich schon gegessen. Aber so gefährlich sei das auch nicht. Hönig: „Bei der medizinischen Therapie werden tausendfache Dosen eingesetzt.“ KATHINKA LÜBBEHÜSEN/NICK REIMER

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