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querbeet
Fußball-Literaten
Der Topos ist höchst aktuell und wohl in zeitlicher Kongruenz zur derzeit tobenden Fußball-Weltmeisterschaft geplant: Ein Abend über Fußball und seine literarischen Fans ist eine Veranstaltung betitelt, in deren Rahmen sich Gerhard Henschel, Rainer Moritz und Stefan Benson dem Phänomen aus vielerlei Richtung nähern wollen: Ror Wolf, Peter Handke, sogar Annemarie Schimmel haben sich schließlich mit dem Phänomen befasst – literarisch, emotional, soziologisch vielleicht auch. Und in der Tat: Das Thema ist – über Stammtischgrenzen hinweg und sogar bis in adligste Schichten hinein – geeignet, allerlei zu thematisieren. Geschlechtsspezifisches an sich zum Beispiel, oder es darf über die Frage lamentiert werden, ob männliche Zuneigung zum runden Leder, dass längst aus Kunststoff ist, eventuell genetisch bedingt ist. Oder darüber, was es eigentlich ist, das die Fans emotional an das vermeintlich schlichte Spiel bindet. „Der Fußball hat eine Seele“, hat zum Beispiel Handke behauptet, und sogar Vladimir Nabokov faselte seinerzeit von der „Aura eines beispiellosen Glanzes“, für die Außenstehende nie das rechte Gespür entwickeln konnten. Und er ist übrigens auch der Mottogeber des Ganzen: „Nabokov im Tor“ lautet sein Obertitel, alles Weitere wird der Abend zeigen.
Donnerstag, 20. Juni, Literaturhaus
Swingjugend
Das Thema ist derzeit, so könnte man meinen, in der Stadt en vogue, alternative Stadtrundfahrten und verschiedene Performances widmen sich den Facetten dieser noch nicht allzu lange vergangenen Subkultur. Und stellen dabei ganz nebenbei die Frage nach dem Verbleib so mancher Zivilcourage, über die sich viel reden lässt, wenn man sie aktuell nicht beweisen muss: Auf dem Spuren der Hamburger Swingjugend heißt ein Abend in der Motte, der Live-Musik, Tanz, Crash-Tanzkurs und Filmdokumentationen zu Innenleben und den politischen Schwierigkeiten der Swingjugend während des „Dritten Reiches“ präsentiert: Allein die Tatsache, dass es sich um eine subkulturelle Szene handelte, genügte für die Nazis als Anlass für Verfolgung und Verhaftung der Jugendlichen, die nie wussten, ob die jeweilige Party, das Konzert nicht das letzte war. Abgerundet wird der Motte-Abend durch Livemusik des Jazz‘n‘Dance-Orchestra, ergänzt um die einschlägig bekannte DJ Swingin‘ Swanee.
Freitag, 21. Juni, 21 Uhr, Motte
Frauenbegegnung
Auch über Interkulturelles wurde und wird viel gefaselt, herumgebellt, beschwichtigt und Ratschläge der verschiedensten Art gegeben. Und nicht selten haben diejenigen, über die da geredet wurde, dem Gerede eine klare Absage erteilt: Die Angst vor Vereinnahmung, die sich nur tarnt als Toleranz, in Wirklichkeit aber auf Einebnung der zuvor standfest behaupteten Unterschiede zielt, treibt viele Migranten um – genauso wie die Beobachtung, dass insbesondere inländische Politiker zu Gruppendefinitionen neigen, die mit den Biographien des Einzelnen nur noch wenig zu tun haben. Schleier, Muff und Stöckelschuh hat das goldbek-Haus deshalb jetzt sein „Interkulturelles Frauenfest“ genannt, das zwar teils folkloristisch daherkommt, letztlich aber dem höchst individuellen Kennenlernen von Frauen aller Kontinente und Gesellschaftsformen dienen soll. Durchaus nicht nebenbei wird auch die Frage aufgeworfen, ob und wie sich die eigene Rolle ändert, sobald man sich in einem anderen gesellschaftlichen Bezugssystem bewegt.
Sonnabend, 22. Juni, 15 Uhr, goldbek-Haus
Kindertheater
Die Frage ist, ob das jetzt schon wieder moralisierend gemeint ist wie so manches Stück, das Erwachsene für Kinder spielen und schreiben. Aber man weiß es nicht, und deshalb ist aufmerksame Beobachtung eventuell angebracht: Winnie will woanders schlafen heißt ein Stück nach Motiven aus dem gleichnamigen Bilderbuch von Carol Roth und Valeri Gorbatschow, welches das fabula-Theater – ein Figurentheater – für Kinder ab drei Jahren erarbeitet hat: Hier wie dort muss der Hase Winnie zunächst zwischen Fernweh und Vertrauen changieren, bevor er schließlich den richtigen Ort für eine gemütliche Übernachtung gefunden hat.
Sonntag, 23. Juni, 11 Uhr, Bürgerhaus Wilhelmsburg
Links lesen, Rechts bekämpfen
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