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Die taz hat ihren politischen Preis

Politisch, normal, ermäßigt: taz-LeserInnen wählen zwischen drei Preisen. Diese Struktur baut auf Solidarität. Denn wer mehr gibt, ermöglicht ein günstigeres Abo zum Beispiel für Einkommensschwächere. Und die taz braucht weiter diese Unterstützung

von ANDREAS BULL

Nun werden die Zeitungen also nochmals teurer. Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass die Kapitäne der deutschen Zeitungsbranche, pfiffig, wie sie nun mal sind, weit vor der Einführung des Euro die Verkaufspreise kräftig erhöhten, um dann im Januar stolz verkünden zu können, man wolle den Währungswechsel nicht ausnutzen.

Nun hat die Krise am Zeitungsmarkt härter und nachhaltiger zugeschlagen als erwartet. Hektisches, ja nahezu panisches Treiben allerorten. Leute werden rausgeschmissen („Personal freigesetzt“), Seiten gekürzt („Konzentration auf das Kerngeschäft“), Notfusionen beschlossen („strategische Allianzen“). Oder ganze Zeitungen werden verkauft wie von Gruner + Jahr in dieser Woche in Berlin, wo der Holtzbrinck-Verlag jetzt sowohl den Tagesspiegel als auch die Berliner Zeitung besitzt.

Jenseits der Frage, ob diese Maßnahmen erfolgreich sein werden, passt keine für die taz: Personal hat die taz eh zu wenig, das Kerngeschäft betreibt die taz bereits, die taz gibt es gerade für und wegen ihrer Unabhängigkeit. Als alternatives Spielzimmer in einem großen Verlag wäre sie spätestens in diesen Krisenzeiten eingestellt worden.

Tatsächlich ist die Gefahr, durch Kürzungen beim Angebot in eine Abwärtsspirale zu geraten, auch für die großen Zeitungen deutlich erkennbar. Die Auflagen werden sinken, der Anzeigenpreis wird weiter verfallen, dann ist wiederum der redaktionelle Aufwand nicht zu finanzieren, das Angebot muss eingeschränkt werden, die Auflage fällt und so weiter und sofort. Am liebsten würde die Frankfurter Allgemeine Zeitung wahrscheinlich ihre Leserinnen und Leser auffordern, ihr über diese harten Zeiten zu helfen – wenn sie nicht geradezu das Gegenteil verkörpern würde. Der Markt ist hart, die FAZ ist in Gefahr, weil sie praktisch nichts hat als sich selbst.

Solidarität ist der einen wie der anderen Stärke nicht. Die taz hingegen kann und muss an die Solidarität ihrer Leserinnen und Leser appellieren. Sie ist als eine journalistische Initiative gegen und wegen des Marktes gegründet, auch gegen die unhinterfragte bürgerlich-konservative Selbstgewissheit (und alle anderen Selbstgewissheiten). Sie ist allerdings alles andere als ein Selbstläufer. Auch wenn die taz sicherlich mit den effektivsten Strukturen arbeitet und gegenwärtig die geringsten Verluste in der gesamten Branche zu verzeichnen hat, reichen ihre Kennziffern nicht für ein Bestehen am Zeitungsmarkt. Wenn nicht eine hinreichende Anzahl von Menschen bereit ist, einen politischen Aufpreis zu zahlen. Weil wir wissen, dass ein erheblicher Teil von taz-Lesenden sich den eigentlich notwendigen Preis für die taz nicht leisten kann, appellieren wir an jenen Teil der Leserinnen und Leser, der diesen Zusammenhang durchschauen und akzeptiert und es sich irgendwie leisten kann, jetzt zu handeln und eine Preisgruppe aufzusteigen. Zum Wohle des Solidarpakts.

Allerdings ist dies keine Selbstverständlichkeit mehr. Momentan zahlen 42 Prozent der LeserInnen den Standardpreis, 32,5 Prozent den Ermäßigten Preis und 25,5 Prozent den Politischen Preis. Nur noch: Vor vier Jahren lag der Politische Preis bei immerhin 35 Prozent.

Gerade in diesen Zeiten, in denen der Markt anscheinend ungehindert „Bereinigungen“ vollzieht, braucht die taz allerdings die Unterstützung ihrer LeserInnen. Nicht nur für die Einkommensschwächeren. Sondern auch, damit die taz weiter bestehen kann.

Andreas Bull, 47, ist seit 1991 taz-Geschäftsführer. Seine Welt sind die Zahlen. Er ist Chefanalyst der taz in Sachen Abokurven.

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