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AMPHETAMINE BRINGEN JAN ULLRICH ENDGÜLTIG UM SEIN SAUBERES IMAGEAus für Mythos Telekom

„Sind doch sowieso alle gedopt“, hieß es einst, wenn von Radprofis und insbesondere der Tour de France die Rede war. Doch dann kam Jan Ullrich und alles wurde anders. „Sind doch sowieso alle gedopt – außer Telekom“, lautete fortan die Devise. Auch dann noch, als ein Jahr nach dem triumphalen Toursieg Ullrichs, der Deutschland plötzlich in eine völlig durchgedrehte Radsportnation verwandelt hatte, der Berufsstand der Pedaleure mit der Doping-Tour 1998 in seine größte Katastrophe schlitterte. Es war ein schwieriger Spagat: auf der einen Seite die Verdammung der heißesten Rivalen des deutschen Heroen. Einer nach dem anderen wurde verdächtigt, ertappt und überführt; auf der anderen die ungebrochene Glorifizierung des Jan Ullrich, der all die strampelnden Produkte der Pharmaindustrie geschlagen hatte – allein mit der Kraft seiner strammen Waden.

Dass es nun ausgerechnet läppische Amphetamine sind, welche den Mythos zertrümmern, lässt die Sache zu einer Farce geraten. Sie passt nicht nur zum derzeitigen Zustand der Telekom-Aktie, sondern auch zur persönlichen Situation von Jan Ullrich. Er hat nach der Absage der Tour wegen einer Knieverletzung offenbar erkannt, dass Radfahren nicht alles ist im Leben. Zwar handelt es sich bei der Einnahme von Aufputschmitteln mitten in einer Reha-Phase ganz gewiss nicht um sportliches Doping, sondern eher um Maßnahmen zum privaten Lustgewinn. Doch die Affäre nährt den durch den Fund ärztlich genehmigter, aber bis dato verschwiegener Asthmamittel beim Giro 2001 geweckten Verdacht, dass das Team Telekom alles andere als eine Insel der Unschuld ist.

Im letzten Jahr bekam Jan Ullrich den Unmut darüber zu spüren, dass er bei der Tour wieder nur Zweiter geworden war. Eine gigantische sportliche Leistung, die leider gar nichts zählt, solange alle, inklusive Team-Manager Godefroot, glauben, dass er es besser könne, wenn er nur wolle. Jan Ullrichs Problem dürften daher weniger die paar Monate Sperre sein, die ihm nun drohen, sondern eher, ob er bereit ist, noch einmal zum Lebenswandel eines Sportlers zurückzukehren, der die Tour de France gewinnen will. Auch wenn es dann wieder heißen sollte: Sind doch sowieso alle gedopt. MATTI LIESKE

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