: Ortsbegehungen
Eine „Winterreise“ in abgewickelten Welten. Mit Schubert im Rücken geht es in den Reinbeckhallen mutig zur Moderne
Werden nicht ohne Grund Tempel der Kultur genannt, die Theater, Opernhäuser, Konzertpaläste. Prachtvolle Triumphe verfeinerter Lebensart. Und Rückzugsorte gleichermaßen, wo durchaus noch Abwehrschlachten geschlagen werden. Trutzburgen (die man gerade etwas aushungert). Wenn nun der Kulturbetrieb ausschwärmt und sich interessiert auch an anderen Orten umschaut – am liebsten beim klassischen Gegenort, den Stätten der industriellen Produktion –, muss das nicht gleich als Öffnung verstanden werden. Eher ist’s der Fingerzeig auf die gesellschaftliche Konversion, die immer mehr solcher Brachen in die Städte schlägt. Inmitten der Trümmer einer abgewickelten Welt aber lassen sich allemal anregende Situationen finden. Wie in den Reinbeckhallen. Hier pochte einst im Transformatorenwerk Oberschöneweide das Herz der DDR. Mit Schuberts „Winterreise“ als Leitmotiv wird der Ort ausgekundschaftet. Ausgangspunkt auch für Wanderungen zu Stationen der musikalischen Moderne (abgewickelt? Weiter wirksam?) wie Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“ und „Ancient Voices“ von George Crumb. Erarbeitet wurde das musiktheatralische Projekt von Regiestudenten der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“. Musikstudenten der Schule und der Schauspieler Ueli Jäggi führen es auf.
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