Drama um Flüchtlingsfamilie

Deutsches Generalkonsulat in Australien mag keinen Flüchtling von dort schützen

MELBOURNE/BERLIN taz ■ Das deutsche Generalkonsulat im australischen Melbourne hat gestern das Asylbegehren eines afghanischen Vaters abgewiesen. Am Vortag hatten seine zwei Söhne vergeblich beim dortigen britischen Generalkonsulat Asyl beantragt. Die 12 und 13 Jahre alten Jungen waren vor drei Wochen bei einem Massenausbruch aus dem südaustralischen Internierungslager Woomera geflohen. Zuvor schon hatten sie nach Angaben von Flüchtlingsorganisationen in dem berüchtigten Wüstenlager an einem Hungerstreik teilgenommen.

Im Unterschied zum Rest seiner Familie besitzt der Vater Ali Bakhtiari eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung. Er lebt und arbeitet in Sydney. Als er gestern nach Melbourne kam, waren seine Söhne schon in ein Flugzeug nach Woomera verfrachtet worden. Selbst dorthin zu reisen, gab Bakhtiari nach Warnungen von Rechtsanwälten auf. Er könne dort verhaftet werden und sein Visum verlieren.

Am Vortag hatte Einwanderungsminister Philip Ruddock angekündigt, Bakhtiaris Status zu überprüfen. Ruddock wirft ihm vor, nicht wie behauptet Afghane, sondern Pakistaner zu sein und die Duldung erschlichen zu haben. Bakhtiari suchte darauf gestern vergeblich im deutschen Generalkonsulat Schutz.

In Berlin sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes der taz, Bakthiari könne kein Asyl beantragen, da er über gültige australische Papiere verfügte. Es gelte die Sichere-Drittstaaten-Regelung, nach der Australien für sein Asylbegehren zuständig sei.

Bakhtiaris Söhne kehrten gestern zu ihrer Mutter und ihren drei Schwestern ins Lager Woomera zurück. Großbritanniens Außenminister Jack Straw hatte das Asylbegehren der Jungen persönlich zurückgewiesen. Kritiker werfen ihm und Australiens Regierung vor, dass die Internierung gegen die UN-Kinderschutzkonvention verstößt.

BORIS B. BEHRSING,

SVEN HANSEN