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Gläserne Bosse bleiben Utopie

BERLIN taz ■ Es wirkt wie bestellt: Passend zu den Auseinandersetzungen um die Abfindungsmillionen der Mannesmann-Manager (siehe Text), tritt ausgerechnet heute das „Transparenz- und Publizitätsgesetz“ in Kraft. Es passt allerdings auch ins Bild, dass sich die Bundesregierung bisher nicht zu radikalen Maßnahmen durchringen konnte, um das Aktien- und Bilanzrecht zu reformieren.

Zwar müssen die Gesamtbezüge der Geschäftsführer und Aufsichtsräte jetzt genauer aufgeschlüsselt werden – man wird künftig also zum Beispiel wissen, wie viele Aktienoptionen sich die obersten Gremienmitglieder bewilligt haben. Aber was das einzelne Vorstandsmitglied verdient ist noch immer tabu. Ein Verhaltenskodex „regt“ nur „an“, auch die Einzelbezüge zu veröffentlichen. Damit ist gemeint: Es ist freiwillig.

Mehr Transparenz bei den Managementbezügen schien notwendig, weil die Einkünfte der deutschen Chefs explodieren – zumindest bei den Kapitalgesellschaften. Im Durchschnitt bekommen Vorstandsvorsitzende heute 250 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. So erhalten die acht Vorstandsmitglieder der Deutschen Bank zum Beispiel 56,6 Millionen Euro. Die Reallöhne der Arbeitnehmer dagegen stagnieren.

Der ehemalige SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel hat daher vorgeschlagen, gesetzliche Einkommensobergrenzen einzuführen, am besten gleich europaweit – falls sich die Explosion der Managementgehälter nicht anders stoppen lasse. U.H.

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