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h.g. hollein Glücksschweine

In dem Büro, in dem ich täglich sitze, sitzt auch Kollegin P. Bisweilen wechseln wir sogar das eine oder andere Wort. Meistens wechselt sie, ich bin da eher knickrig. Wie dem auch sei, Kollegin P. geht gern auf Maifeiern. Bei einer solchen gewann sie in ihrem Dorf bei Stade einst ein handtaschengroßes Ferkel. Der Ringelschwanz ward kurzerhand und gut norddeutsch Hertha getauft und das nachbarliche Ansinnen des Dorfschlachters auf beizeitige Transsubstantiation in eine Stiege Koteletts empört zurückgewiesen. So wuchs Hertha denn und wuchs und ist heute, zehn Jahre später, eine immer noch überaus ansehnliche Angliter Sattelschweindame. Hertha wohnt auf dem Hof von Kollegin P.s Oma in einem offenen Anbau samt zugehörigem Grundstück, Suhlteich inklusive. Das gefällt ihr offenbar ganz mächtig. Zumal sie seit vier Jahren Gesellschaft hat. Die heißt Lei Sing und ist ein vietnamesischer Hängebauchschweinerich. Dieweil Hertha ihre Tage lieber am Pool verbringt, zieht Meister Sing es vor, an Omas Hand im Geschirr durchs Dorf zu trippeln. Der Einkaufsgang zum Schlachter bleibt ihm taktvollerweise erspart, um so mehr genießt er es, beim Bäcker eine frische Semmel zu verdrücken. Nach einem solchen „amuse-gueule“ gehts dann zu Hause richtig zur Sache. Aber nicht zu jeder. Kartoffelschalen? Sind Hertha und Lei Sing allemal genehm. Bananenschalen auch, aber bitte nur mit Inhalt. Ansonsten lassen die Herrschaften den Gang souverän zurückgehen. Anschließend gönnt man sich ein kleines Nickerchen im Schlamm oder, falls es draußen zu heiß ist, in der strohgepolsterten Loggia. Und so geht es Tag um Tag. Wenn ich das so höre, wünsche ich mir manchmal, ich wäre auch von Kollegin P. gewonnen worden.

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