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von hamburg nach haitiInternational bis zum Platzen

Jetzt mal ganz abgesehen vom NDR-Rundfunk-Klassiker: Wer kulinarisch von Hamburg nach Haiti reisen will und trotzdem daheim bleibt, dem sei auf keinen Fall der Westweg empfohlen, wie es die Semmelings letztens im Fernsehen noch taten. Labskaus essen, sich in Cuxhaven einschiffen und in Port-au-Prince aussteigen – davon wird niemand satt. Aber gen Osten reisen, heißt in diesem Fall durchfressen bis zum Platzen.

Angefangen mit deutschen Restaurants, davon gibt es in Hamburg ein paar. Schätzungsweise 3000. Dann polnisch essen: Das geht im Seegarten am Felix-Jud-Ring. Zur nächsten Station: Nach Bigos passt noch ein bisschen Russisch rein: Gorki Park am Hans-Henny-Jahn-Weg. Aber dann: Die große Lücke. Turkmenisch, Kirgisisch, Kasachisch. Den Zerfall der Sowjetunion hat Hamburg essensmäßig nie mitgemacht. Kroatisch, Kubanisch, Kolumbianisch, alles da, sogar Italienisch. Aber der Reiseweg stockt. Also zwei Alternativen: Wer Magenfülle spürt, reist direkt bis Wladiwostok und ist dann per Schiff eine ganze Weile unterwegs. Wes Magen knurrt, muss unten herum reisen. Arabisch also. Zum Beispiel bei Ghischtallei Asisullah am Grindelhof. Dann gehts weiter in den Iran, in den Gelben Seiten heißt das gemeinhin Persisch – Kolbeh am Steindamm oder Molana an der Danziger Straße. Allen zwischenstaatlichen Animositäten zum Trotz: Erst Pakistanisch ins Balutschistan ans Schulterblatt, dann Indisch in rauhen Mengen.

Ceylonesisch (Breitengrad an der Gefionstraße), Thailändisch, gibt es eine burmesische Küche? Jedenfalls kein Restaurant in Hamburg. Indonesisch (Fong Hee am Bramfelder Dorfplatz) wird zugunsten von Chinesisch links liegen gelassen, da es mehr China-Restaurants gibt und man für die bevorstehende Schiffsreise Vorrat braucht. Hawaii wird nur von fern gesichtet, aber wir haben auch noch zu viel süß-sauren Geschmack im Mund.

Es geht durch den Panama-Kanal. Und schon am Ziel. Als Absacker auf die gute Ankunft einen Haiti-Punsch bei Roa Tan am Alten Steinweg. AHA

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